23.10.2014 - Sicherheit

Kurden machen gegen HoGeSa Demo mobil


Am Sonntag werden die Hooligans gegen Salafisten in Köln demonstrieren, Gegenproteste formieren sich. Die HoGeSa-Demo wurde zum Hinterausgang des Hauptbahnhofs verlegt und soll durch das Kunibertsviertel gehen, die Gegendemo findet auf dem Bahnhofsvorplatz statt.

Die HoGeSa Organisation will anders als in Dortmund nicht nur eine lokale Kundgebung, sondern eine Demonstration durch das von Hotels geprägte Kunibertsviertel hinter dem Bahnhof durchführen. Das Viertel gilt trotz seiner zentralen Lage als relativ unbelebt.

Nach einem Vorstandsbeschluss der rechten Partei Pro NRW distanziert sich die Partei von HoGeSa. Dominik Roeseler, Parteifunktionär von Pro NRW hat die Kundgebung von HoGeSa anmeldet. Der Sprecher der Polizei Köln, Christoph Gilles, sagte soeben gegenüber Faszination Fankurve, dass Roeseler weiterhin Anmelder der Demonstration sei. Als Versammlungsleiter wurde von HoGeSa demnach ein Mitglied aus dem süddeutschen Raum angegeben, der nach Polizeiangaben nicht der rechtsextremen Szene zuzuordnen ist.

Eine Distanzierung von rechts erfolgt durch HoGeSa weiterhin nicht, im Gegenteil. In einer Mitteilung der Gruppe heißt es: „Wir grenzen niemanden aus, der sich patriotisch für Deutschland einsetzt.“ Unter den mittlerweile 6.000 Zusagen bei Facebook für die Teilnahme an der HoGeSa Demonstration finden sich etliche Personen mit eindeutig rechtsradikalen Profilen. Die rechtsextreme Partei Die Rechte, die auch beim HoGeSa-Treffen in Dortmund mit Neonazis vor Ort war (Faszination Fankurve berichtete), mobilisiert auf Facebook für die Veranstaltung in Köln.

Andreas Kraul, der sich selbst Kalle Grabowski nennt, fungiert weiterhin als Sprecher der Gruppe. Nach Recherchen von NRW-Rechtsaußen fällt auch ihm die Distanzierung von rechts schwer. Auf der Webseite heißt es: „Bei seinem ersten TV-Interview in Essen ein T-Shirt mit einem Reichsadlermotiv der Marke „Erik and Sons“ trug. Bei Facebook postete Kraul eine schwarz-weiße-rote Fahne mit dem Slogan „Nationaler Widerstand“ und einen gegen Geflüchtete gerichteten Song eines Berliner Neonazi-Rappers.“ Kraul ist Regionalleiter West der Organisation HoGeSa und häufig ihr Sprecher, der Parteifunktionär Roeseler war sein Stellvertreter, bis in die Partei zurückrief. Unbehelligt davon ist Roeseler immer noch der Anmelder der Demonstration, trotz anders lautender Mitteilungen bei Facebook.

Auch musikalisch macht HoGeSa mittlerweile auf sich aufmerksam, aber auch hier gibt es wieder Verbindungen zur rechten Szene. Die in einem Verfassungsschutzbericht erwähnte Bremer Band Kategorie C, deren Mitglieder vorher in rechtsextremen Bands mitspielten und enge Kontakte in die rechte Szene pflegten, haben einen Song für HoGeSa geschrieben. Die fehlenden Berührungsängste mit der rechten Szene verbinden.

Die Gegenkundgebung wird am Sonntag um 14 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz vor dem Kölner Dom unter dem Motto „Islamistischen und neofaschistischen Kulturkämpfern entgegentreten! Gemeinsam gegen Salafismus und Faschismus! Dem Neonazi- und Hooligan-Großtreffen entgegentreten!“ stattfinden. Die Kundgebung der Gegendemonstranten und die Demonstration von Rechten und Hooligans wird somit durch den Hauptbahnhof räumlich voneinander getrennt.

Nun rufen neben den antifaschistischen Gruppen auch kurdische Gruppen zur Teilnahme an der Gegendemonstration auf. In dem Aufruf vom Verband der Studierenden aus Kurdistan und der Perspektive Kurdistan heißt es: „Dass die entschlossensten Gegner_innen der fundamentalistischen Gotteskrieger ganz überwiegend selbst muslimischen Glaubens sind, nur eben weltzugewandt und laizistisch, das beweist, dass es mitnichten um einen Kampf von Nichtmuslimen gegen Muslime geht, sondern um einen gemeinsam geführten Kampf gegen eine reaktionäre Bedrohung. Umso erbärmlicher, wenn nun in Deutschland, fernab des Schlachtfeldes, ausgerechnet Hooligans und Nazis versuchen unter der gemeinsamen Klammer der Islamfeindlichkeit ihre ebenso reaktionäre Weltanschauung kundzutun. Am 26. Oktober will sich in Köln ein Spektrum deutschtümelnder Rassist_innen, männerbündischer Hooligans und ausgewiesener Nazis bundesweit zusammenrotten, um pauschal gegen Muslime und Migrant_innen aufzuwiegeln. Sowohl Dschihadisten als auch Rechte folgen einem autoritären, reaktionären Weltbild, das Menschen aufgrund ihrer Herkunft und Kultur einen unterschiedlichen Wert zuschreibt. Wer nicht in ihr menschenverachtendes Weltbild passt, dem droht die Vernichtung. […] Hooligans sind gewaltverherrlichende Männerbünde, deren gesamte Lebensauffassung in einem Ausmaß reaktionär ist, dass sie für rechtsradikale Ideologien strukturell anschlussfähig sind. Bei beiden Gruppierungen handelt es sich um gewaltverherrlichende Banden, die ein archaisches Männer- und Kriegerbild idealisieren. Es herrscht ein sozialdarwinistisches Weltbild, das von einem Glauben an das Überleben des Stärkeren geprägt ist. Diesem Treiben werden wir uns entgegenstellen! Für den 26. Oktober schließen wir uns den Aufrufen antifaschistischer und fortschrittlicher Organisationen an und werden uns in Köln Rassismus und Salafismus gleichermaßen in den Weg zu stellen. Gemeinsam werden wir ein kraftvolles Zeichen gegen all diejenigen setzen, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion und Hautfarbe verfolgen. Widerstand gegen religiösen Fundamentalismus geht nur ohne Rassismus, Sexismus und Faschismus. Wer ein entschlossenes Vorgehen gegen Salafismus vermisst, stelle sich an die Seite unserer kurdischen Freunde, der antifaschistischen Bewegung und aller progressiven Kräfte!“ (Faszination Fankurve, 23.10.2014)






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