08.11.2018 - Pyrotechnik

Minister fordert: „Wer im Stadion zündelt,geht in den Knast“


Auf der heute und morgen im saarländischen St. Wendel stattfindenden 42. Sportministerkonferenz hat der hessische Innen- und Sportminister, Peter Beuth (CDU), eine Strafverschärfung beim Einsatz von Pyrotechnik in deutschen Stadien angeregt. Beuth fordert Gefängnisstrafen für Pyrozünder.

Der CDU-Politiker spricht sich für Gefängnisstrafen aus, unabhängig davon, ob durch den Einsatz von Pyrotechnik Personen verletzt werden oder nicht. „1.000 Grad heiße Pyros haben nichts mit Fankultur zu tun. In den Händen von gewalttätigen Chaoten verletzen sie nicht nur die Atemwege unschuldiger Stadionbesucher, sondern werden auch zu lebensgefährlichen Wurfgeschossen. Wenn die Vereine bis heute nicht in der Lage sind, ihre Stadien frei von Pyrotechnik zu halten, muss eben der Staat Konsequenzen ziehen und Bengalos künftig nach dem Sprengstoffgesetz behandeln und sie so weiter ächten. Deshalb muss gelten: Wer im Stadion zündelt, geht in den Knast“, erklärte Beuth seine Idee.


Am 28. November findet die alljährliche Innenministerkonferenz (IMK) statt, die dieses Mal in Magdeburg gastiert. Bei der IMK in Magdeburg soll das Thema auf Initiative des hessischen Innenministeriums auf die Tagesordnung gesetzt werden. Beuth will dort für eine Änderung des Sprengstoffgesetzes werben. Nach dieser Reform soll „der Einsatz explosionsgefährlicher Stoffe in oder gegen Menschenmengen mit mindestens einem Jahr Gefängnis“ bestraft werden, wenn es nach den Wünschen von Beuth geht.

Bisher wird das Abbrennen von Pyrotechnik in deutschen Stadien rechtlich als Ordnungswidrigkeit behandelt, wenn zertifizierte pyrotechnische Gegenstände zum Einsatz kommen und keine Personen verletzt werden. Dies will der hessische Innenminister nun ändern und schon das Zünden von Pyro in Stadien grundsätzlich mit Gefängnisstrafen ahnden lassen. Bei Innenministerkonferenzen versuchen sich verschiedene Innenminister der Bundesländer schon seit Jahren mit Forderungen zu übertreffen, von deren Umsetzung nicht selten Fußballfans betroffen wären. Welche dieser Forderungen, die in der Vergangenheit auch mal Stehplatzverbote oder reduzierte Gästekontingente lauteten, dann tatsächlich umgesetzt werden, steht auf einem anderen Blatt.


In Magdeburg hat sich das Bündnis „#unheimlichsicher“ gegründet, das Proteste gegen die IMK in Magdeburg plant und zu einer Demonstration am 24. November 2018 um 14:00 Uhr am Magdeburger Hauptbahnhof aufruft. Das Bündnis bewirbt auch eine Veranstaltung der Fanhilfe Magdeburg am 15. November 2018 um 19:00 Uhr in Hellwig's Sportgaststätte in der Spielhagenstraße in Magdeburg, wo es um das Thema „Fußballfans als Versuchsobjekte? Diskussion über praktische Hebel“ gehen soll. Zu Gast sein werden Fananwalt René Lau aus Berlin, Andreas Lohner von Amnesty International von der Gruppe Polizei und Menschenrechte sowie Vertreter vom Solidaritätskomitee Dynamo und des Rechtshilfekollektiv Chemie Leipzig.

Neben der Verschärfung des Sprengstoffgesetzes hat der Innenminister von Hessen eine weitere Idee präsentiert. Er will Fans, die von seinem Haus „Problemfans“ genannt werden, bestimmte polizeiliche Maßnahmen künftig in Rechnung stellen, zum Beispiel wenn selbstorganisierte Fanbusse von aktiven Fußballfans von der Polizei begleitet werden. „Ich bin nicht bereit zu akzeptieren, dass die Polizei diese Problembusse mit großem Aufwand begleitet, damit es auf unseren Autobahnen nicht zu chaotischen Jagdszenen oder auf Rastanlagen zu Massenschlägereien kommt und am Ende der Steuerzahler dafür bezahlt. Als ein weiteres taktisches Mittel, um Gewalt insbesondere rund um den Fußball einzudämmen, sollen diese Einsatzkosten künftig den Problemfans in Rechnung gestellt werden“, erklärte Peter Beuth dazu. Zum Freund der aktiven Fanszene wird Beuth sich mit seinen Ideen sicher nicht gemacht haben. (Faszination Fankurve, 08.11.2018)






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