„NOFV macht sich zum Steigbügelhalter für rechte Ideologie!“

Die Abteilung Tennis Borussia Aktive Fans (TBAF) kritisiert die Entscheidung des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV), der Trikotwerbung von Tennis Borussia Berlin für CURA untersagt hat. CURA ist ein Opferfonds der Amadeu Antonio Stiftung, mit dem Betroffene rechtsradikaler, rassistischer, antisemitischer und anderer vorurteilsmotivierter Angriffe unterstützt werden.

Der NOFV begründet das eigene Verbot damit, dass politische Aussagen jeglicher Art auf Spielkleidung der Vereine nicht erlaubt seien. „Wir, der NOFV, stehen für Vielfalt und Toleranz und treten rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen sowie anderen diskriminierenden oder menschenverachtenden Verhaltensweisen entschieden entgegen. Dennoch steht nach unserer Meinung die von Ihnen beantragte Werbung im Gegensatz zu satzungsgemäßen politischen und konfessionellen Neutralität des Sportverbandes“, teilte der Verband gegenüber Tennis Borussia Berlin mit.

Weil der CURA-Fonds sich „nicht mit den Opfern aller anderen - auch politisch motivierten – Gewalttaten“ solidarisiere, sei die Werbung auf den TeBe-Trikots in den Augen des Fußballverbandes nicht möglich. „Zudem haben wir Sorge, dass sich eine bestimmte Gruppe von Personen durch die Werbung provoziert fühlen könnte“, so das Schreiben des NOFV an Tennis Borussia weiter. Tennis Borussia Berlin wollte beim Heimspiel gegen Union Fürstenwalde am vergangenen Dienstag eigentlich mit der CURA-Werbung auflaufen. Letztlich konnten sich die TeBe-Spieler lediglich mit T-Shirts mit den Namen von Opfern rechter Gewalt Warmmachen.

Aktive TeBe-Fans machten das NOFV-Schreiben nun öffentlich und kritisierten die Verbandsentscheidung scharf: „Indem der NOFV sich hinter einem vermeintlichen politischen Neutralitätsgebot versteckt, macht er sich zum Steigbügelhalter rechter, rechtspopulistischer und rechtsextremer Ideologie. Offensichtlich mit Erfolg ist in den letzten Jahren von der AfD und anderen Akteuren der Begriff ‚Neutralität‘ als Kampfbegriff in gesellschaftliche Diskurse eingebracht worden, um damit gezielt Engagement gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und LGBTIQ*-Feindlichkeit zu diffamieren. Der Kampfbegriff Neutralität wurde in den letzten Jahren in erster Linie dann bemüht, wenn sich Menschen, Organisationen und Vereine gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus engagiert haben. Das haben Schulen, Jugendclubs, Jugendarbeit und Fußballvereine oft genug am eigenen Leib erfahren. Gleichzeitig fordert die AfD immer wieder Neutralität für sich ein, wenn sie gegen Menschen hetzt, die nicht in ihr rechtes Weltbild passen. Der NOFV verdreht Täter und Opfer wenn er Engagement gegen Rassismus, Antisemitismus und LGBTIQ*-Feindlichkeit als Problem darstellt und meint Rechte vor vermeintlicher Provokation schützen zu müssen. Eins ist klar: Wer sich durch Werbung für einen Opferfonds provoziert fühlt, hat nichts auf einem Fußballplatz zu suchen! Als TeBe-Fans zeigen wir klare Kante gegen Rechts an der Seite der Betroffenen und der Engagierten, innerhalb und außerhalb der Stadien! Solange der NOFV Engagement für Opfer und Betroffene von Rassismus, Antisemitismus und LGBTIQ*-Feindlichkeit als Provokation ansieht, werden wir weiter provozieren!“, so die Stellungnahme der Abteilung Tennis Borussia Aktive Fans.

Die Amadeu Antonio Stiftung kritisierte den Verband ebenfalls und erklärte: „Der NOFV hat damit bereits zum zweiten Mal einen Antrag auf Sondergenehmigung zum Tragen von Trikots mit dem Logo des Opferfonds CURA abgelehnt. Die Unterstützung Betroffener rechter, menschenverachtender Gewalt sollte in einer demokratischen Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit sein und wir bedauern auch diese Ablehnung des NOFV sehr. Von der Ablehnung nicht betroffen sind jedoch die Shirts, auf denen die Namen und Todestage der Todesopfer rechter Gewalt seit 1990 aus Berlin stehen. Mit diesen Shirts werden sich die Spieler von Tennis Borussia heute Aufwärmen.“ (Faszination Fankurve, 02.08.2021)