04.07.2017 - Pyrotechnik

Neue UEFA-Studie soll Gefahr von Pyro untermauern


Eine neue von der UEFA in Partnerschaft mit Football Supporters Europe (FSE) in Auftrag gegebene Studie sollte die potenziellen kurz- und langfristigen Gesundheits- und Sicherheitsrisiken dokumentieren, die der Gebrauch von Pyrotechnik in Stadien nach sich ziehen kann.

Die Studie, die von Dr. Tom Smith, einem Sprengstoffberater durchgeführt wurde, warnt vor allem vor dem Gebrauch illegaler, nicht-geprüfter und selbstgebastelter Pyrotechnik. Aber auch die Verwendung von zertifizierter Pyrotechnik bringe große Sicherheitsrisiken mit sich, da der für die Verwendung dieser Pyrotechnik vorgesehene Mindestabstand in Stadien und hier vor allem auf Stehplätzen nicht eingehalten werde. Dies führe laut Ergebnis der Studie zu Hautverbrennungen durch direkten Kontakt oder durch schmelzende Kleidung verursachen. Durch die hohen Temperaturen würde die Pyrotechnik nur schwierig zu löschen sein. Auch könne das Zünden, von zum Beispiel explodierenden Böllern, eine Panik im Stadion auslösen. „Eine neue, unabhängige Studie hat eindeutig gezeigt, dass es ernsthafte Gesundheits- und Sicherheitsrisiken gibt, wenn Pyrotechnik in der Nähe von anderen Menschen in Fußballstadien zur Anwendung gebracht wird. Es sei kein sicherer Gebrauch von Pyrotechnik in Zuschauerbereichen in den Stadien möglich“, erklärt die UEFA zu der Studie.


Explodierende Pyrotechnik könnte laut der Studie zu körperlichen Schäden bis hin zum Tod führen, lautet ein weiteres Ergebnis der Studie. Rauch entwickelnde Pyrotechnik soll zudem Atemwegserkrankungen verschärfen und farbiger Rauch zu Flecken auf Kleidung führen. Alles in allem sind die Erkenntnisse der UEFA-Studie schon vorher bekannt gewesen. Probleme, wie zum Beispiel ein Mindestabstand zu einem Pyrozünder, der geprüfte Bengalische Fackeln zündet, ließen sich bei einer Legalisierung von Pyrotechnik lösen. Doch die Verbände scheinen daran wenig Interesse zu haben. Das Zünden von Pyrotechnik wird durch die Studie in europäischen Stadien sicherlich nicht aufhören.

Michael van Praag, Vorsitzender der UEFA-Arbeitsgruppe, die sich mit Pyrotechnik befasst, erklärt dazu: „Es wird berichtet, dass in über 25 Prozent aller Spiele in UEFA-Wettbewerben Pyrotechnik verwendet wird, und dieser neue Bericht belegt ein für allemal, dass es keinen Platz für Pyrotechnik auf Tribünen in Fußballstadien gibt. Der Report zeigt, dass Pyrotechnik Sprengstoff ist und so behandelt werden muss und dass Sicherheit in solch begrenzten Räumen über alles geht. Die UEFA arbeitet derzeit daran, nationalen Verbänden zu helfen, alles zu tun, Risiken und Schäden, die durch Pyrotechnik entstehen, gründlich zu reduzieren. Das bedeutet, dass man effektiv zusammenarbeitet, um deren Gebrauch in Stadien zu verhindern. Die UEFA versteht, dass Pyrotechniken in manchen Ländern als ein Teil der Fankultur wahrgenommen werden mag. Viele Fans werden ihr Verhalten nicht über Nacht ändern. Aber die Botschaft aus diesem Report ist klar. Mit dem Gebrauch von Pyrotechnik riskiert man die Beeinträchtigung der Gesundheit, der Sicherheit und des Lebens anderer Fans. Die Leute müssen erkennen, dass Maßnahmen, die eingeführt wurden, um Pyrotechnik entgegenzutreten, den Zweck haben, ihre Gesundheit und ihre Sicherheit zu gewähren, und sie sollten nicht gesehen werden als Angriff auf die Kultur der Fans.“

In der Studie wird um die Gefährlichkeit von Feuerwerksraketen zu zeigen, auf Bilder zurückgegriffen, die außerhalb von Stadien, ohne Bezug zu Fußballveranstaltungen, aufgenommen wurden. Auch bei abgebildeten Verletzungen, die durch Pyrotechnik entstanden, scheint es keinerlei Bezug zum Fußball zu geben.

Im Kampf gegen Pyrotechnik will die UEFA mit dem Europarat und der Europäischen Union zusammenarbeiten und die nationalen Verbände in ihrem Kampf gegen Pyroshows in den Stadien unterstützen. Entsprechende Maßnahmen im Kampf gegen Pyrotechnik sollen laut UEFA-Angaben gegenüber jenen Personen angewendet werden, die Pyrotechnik einsetzen und nicht ganz allgemein gegenüber Fangruppen. Das bisherige Strafensystem von UEFA, aber beispielsweise auch dem DFB setzt bisher eher auf Kollektivbestrafungen ganzer Blöcke oder Fankurven. (Faszination Fankurve, 04.07.2017)

Hier geht es zu den Ergebnissen der Studie.






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