08.09.2018 - Niedersachen

Niedersächsische Fanszenen auf der Großdemo in Hannover


In Hannover protestierten heute bis zu 15.000 Menschen gegen die geplante Verschärfung des niedersächsischen Polizeigesetzes. Darunter befanden sich auch viele Fußballfanszenen. So marschierten die Fanszenen von Hannover 96, Eintracht Braunschweig, dem VfL Osnabrück und dem VfL Wolfsburg in eigenen Blöcken.

Dadurch waren die niedersächsischen Fußballfanszenen auf der heutigen Großdemonstration, an der auch zahlreiche Personen aus Parteien, Gewerkschaften, der linken Szene und anderen Gruppen teilnahmen, deutlich zu erkennen.


Die Fanszene von Hannover 96 ging bei der Demonstration geschlossen hinter einer „Rote Karte fürs NPog“-Botschaft. Dazu wurden zahlreiche rote Schilder hochgehalten, auf denen „Weder Freund, noch Helfer“, „Nein zum NPog“, „Für Freiheit, Grund- und Bürgerrechte“ oder „Überwacht lieber Bullen“ geschrieben stand. Die Hannover 96-Fans trafen sich heute ab 12:00 Uhr am Fanprojekt Hannover in der Herrenstraße, von wo aus es zum Ernst-August-Platz ging, wo die Großdemonstration um 13:00 Uhr startete.

Dort trafen die Hannover 96-Ultras auf die anderen Fanszenen aus Niedersachsen, doch alle Rivalitäten sollten am heutigen Tage ruhen und der Protest gegen die Gesetzesverschärfung im Vordergrund stehen, die für alle Fußballfans in Niedersachsen zum Problem werden könnte.


Die Blau-Gelbe Hilfe rief alle Eintracht Braunschweig-Fans vorab auf, über Vechelde mit dem Zug nach Hannover zu reisen und am dortigen Hauptbahnhof geschlossen auf den Platz der Auftaktkundgebung zu gehen. Während der Demonstration liefen die Eintracht-Fans, wie schon bei der lokalen Demo in Braunschweig hinter einer „Polizeigesetz verhindern! Gegen den Polizeistaat“-Fahne und traten in entsprechenden weißen T-Shirts auf. Zudem hatten die Braunschweiger Fans wieder ihre Schilder dabei, die auch schon bei der Demo in Braunschweig zum Einsatz kamen (Faszination Fankurve berichtete).


„I Always Feel Like Somebody's Watching Me“ lautete hingegen das Motto der VfL Osnabrück-Fans, die größtenteils in schwarzen „1984 is now“ T-Shirts durch die niedersächsische Landeshauptstadt marschierten. Die Violet Crew rief für heute morgen um 10:45 Uhr einen Treffpunkt am Hasetor in Osnabrück aus, bevor es mit dem Regionalzug nach Hannover ging. Die Osnabrücker Fanszene ging im August auch schon auf einer lokalen Demonstration in Osnabrück gegen das neue Polizeigesetz auf die Straße.

Die Fans des VfL Wolfsburg trafen sich heute Morgen am Wolfsburger Hauptbahnhof, um mit dem Zug um 11:14 Uhr nach Hannover zu fahren. Dort liefen die VfL-Fans hinter einem „Autoschrauber gegen das NPog!“-Transparent und waren, wie von der Nordkurve Wolfsburg gefordert, in Trikots des VfL Wolfsburg gekleidet. Auf Hochtransparenten waren beim Mob der VfL Wolfsburg-Fans noch Sprüche, wie„Lieber Bandaffen als Abhörbänder“ oder „Schraube locker?! NPog abwracken!“, zu lesen, die thematisch zum Fronttransparent der Wolfsburger Reisegruppe passten und auf die Tätigkeit vieler VfL-Fans bei Volkswagen anspielten.


Laut Angaben der Veranstalter sollen heute sogar bis zu 15.000 Menschen in Hannover gegen die Pläne der SPD und CDU-Landesregierung, die das Polizeigesetz verschärfen will, auf die Straße gegangen sein. Mit dem neuen Niedersächsischen Polizei- und Ordnungsbehördengesetz würden die Befugnisse der Polizei in Niedersachsen massiv ausgeweitet. So könnte die Polizei nach der Gesetzesverabschiedung sogenannte „Gefährder“ nach richterlichem Beschluss bis zu 74 Tage in Gewahrsam nehmen. Als Gefährder können Personen eingestuft werden, die noch gar keine Straftat begangen haben, sondern lediglich im Verdacht stehen, in Zukunft ggf. eine Straftat begehen zu können. Außerdem dürfte die Polizei anschließend die Telefone und Chatmessanger überwachen, Kontaktverbote aussprechen und sogenannte „Gefährder“ mit elektronischen Fußfesseln überwachen. Wie schon in Bayern und Nordrhein-Westfalen, befürchten nun auch Fußballfans in Niedersachsen, dass die Gesetzesverschärfungen zum Nachteil der Fußballfanszene ausgelegt und aktive Fans über kurz oder lang zu „Gefährdern“ erklärt werden. (Faszination Fankurve, 08.09.2018)






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