01.11.2004 - Deutschland

PRO FANS - „Wir wollten ein Zeichen setzen“


Am 6. und 7. Spieltag fand in zahlreichen Stadien eine Transparent-Aktion für ein Anhörungsrecht bei Stadionverboten statt. Aufgerufen zu der Aktion hatte PRO FANS.

Im Juli hatte der DFB auf einem Treffen mit Vertretern von Fans und Sicherheitsorganen angekündigt, nach dem DFB-Bundestag Ende Oktober Verbesserungen an den Stadionverbotsrichtlinien zu erarbeiten. Trotzdem wurde von Pro Fans eine bundesweite Spruchbandaktion durchgeführt. „Jeder Kriminelle hat mehr Rechte. Für Anhörungsrecht bei Stadionverbot“ war in den Stadien zu lesen. In einer begleitenden Presseerklärung wurde der DFB aufgefordert, sich schon im Vorfeld des Bundestages mit der Thematik zu befassen. Wir sprachen mit dem Kölner David Barr, der an der Organisation des Protests beteiligt war.

Barr: Wie ist die Bilanz des Aktionstags?

Barr: Die Beteiligung war sehr unterschiedlich, während Fanszenen, bei denen wir gar nicht damit gerechnet hatten, große Transparente aufgehängt haben, fehlten andererseits ein paar aktive Gruppen. Sicherlich hätte es besser laufen können, insgesamt sind wir aber zufrieden.

Barr: Die Aktion kam nicht überall gut an. Der DFB hat mit Unverständnis reagiert, da auf dem Treffen im Juli bereits zugesichert wurde, dass es Reformen geben würde. Und auch aus Fankreisen waren Misstöne zu hören.

Barr: Im Nachhinein kam die Aktion zu diesem Zeitpunkt vielleicht etwas unglücklich an. Uns ging es jedoch nicht darum, jemanden anzugreifen. Wir wollten noch einmal ein Zeichen setzen, wie wichtig es uns ist, dass nach Jahren der Stagnation endlich Bewegung in die Angelegenheit kommt und darüber hinaus die Öffentlichkeit weiter sensibilisieren. Und das ist uns vielerorts gelungen.

Barr: Wie geht es jetzt weiter?

Barr: Der DFB hat angekündigt, dass sich bis Ende des Jahres etwas bewegt. Die Ergebnisse werden wir abwarten und dann darauf reagieren.

Barr: Wie läuft es generell bei Pro Fans?

Barr: Ich gebe zu, dass es um die Initiative etwas ruhiger geworden ist. Aber durch die Aktion haben wir für frischen Wind gesorgt. Wir werden jetzt versuchen, die vielen Gruppen, die in diesem Zusammenhang noch nicht aktiv sind, in die Strukturen einzubinden.

Falsch dargestellt

Für Missverständnisse sorgte in Fankreisen ein Brief vom DFB an die Vereine, in dem geraten wurde, die Aktion nicht zu genehmigen und in diesem Zusammenhang auch die Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) nannte. Es wurde der Anschein erweckt, dass diese sich für ein Verbot der Aktion ausgesprochen habe. Dieser Darstellung widerspricht Michael Gabriel: „Die KOS kann erstens nicht – und was viel wichtiger ist – will in keiner Weise Aktionen von Fans verbieten. Ganz im Gegenteil: Die KOS und die Fan-Projekte stehen für die Beteiligung von Fans und Fanorganisationen bei allen sie betreffenden Maßnahmen.“ Allerdings zeigte auch Gabriel sich über den Zeitpunkt der Aktion überrascht: „Wir glauben, dass der DFB während der doch positiv verlaufenen Gesprächsrunde plausibel gemacht hatte, weshalb eine Veränderung der Richtlinien vor dem DFB-Bundestag nicht möglich ist. Von daher können wir die Verärgerung auf Seiten des DFB über diese Aktion nachvollziehen.“ (Faszination Fankurve, 01.11.2004)

Fanfotos Deutschland




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