30.12.2018 - SV Wehen

„Rechte Brandstifter enttarnen“-Plakat nicht erlaubt


Die SV Wehen-Fangruppe Supremus Dilectio erklärte im Nachgang des Heimspiels am 21. Dezember 2018 gegen den VfR Aalen, dass ein zuvor genehmigtes Spruchband, auf dem „Rechte Brandstifter enttarnen und ihnen das Handwerk legen“ geschrieben stand, nicht mit ins Stadion genommen werden durfte.

Mit dem Spruchband wollte die Gruppe auf eine Brandanschlagsserie im Rhein-Main-Gebiet nehmen aufmerksam machen, bei der es in den vergangenen Wochen an mehreren linken Projekten der Region zu Bränden kam. Doch an Ordnungsdienst und Polizei kam das Plakat nicht vorbei und konnte dementsprechend auch nicht im Stadion gezeigt werden.


Supremus Dilectio machte die anwesenden Polizisten dafür verantwortlich, dass das Spruchband nicht gezeigt werden konnte. Der Vorwurf der SV Wehen-Fans an die Polizei lautet, aktiv versucht zu haben, den gesellschaftlichen Diskurs zugunsten von Rechtsradikalen zu beeinflussen, indem eine Positionierung seitens der Fans verhindert wurde und „mit Repression für antifaschistisches Engagement“ gedroht worden sein soll. Zudem setzen die SV Wehen-Fans den Vorfall in einen Zusammenhang mit der aktuellen Debatte über rechtsradikale Äußerungen in Chats von hessischen Polizisten, die bereits zu Suspendierungen bei der Polizei führten: „Um eine unnötige Eskalation zu vermeiden entschieden wir uns widerwillig dazu, dass das Spruchband nicht gezeigt wird. Dies reichte den anwesenden Polizeibeamt*innen allerdings nicht, da diese nun – auch unter Androhung von körperlicher Gewalt – die Personalien derjenigen einforderten, welche die Spruchbänder zu Kontrolle ausrollten. Die Durchführung dieser Maßnahme konnte nur durch die entschiedene Intervention unseres Fanbeauftragten verhindert werden, welcher ebenso wie die anwesenden Mitglieder unserer Gruppe nicht verstehen konnte, weshalb die Personalien der betroffenen Personen aufgenommen werden sollten, da weder eine Ordnungswidrigkeit noch Straftat begangen worden war. Für uns erscheint dieses Verhalten seitens der Polizeibeamt*innen im Zuge der neusten Erkenntnisse zu rechtsextremen Strukturen innerhalb der Polizei im Rhein-Main-Gebiet als äußerst verdächtig“, teilte Supremus Dilectio dazu mit.


Eine Pressesprecherin der Polizei Wiesbaden erklärte auf Nachfrage von Faszination Fankurve, dass das Spruchband auf Anweisung des SV Wehen Wiesbaden verboten worden sein soll und die Polizei nichts damit zu tun habe. Zu einer Personalienfeststellung sei es demnach nicht gekommen, weil keine Gründe für eine solche Polizeimaßnahme bestanden hätten. Der SV Wehen Wiesbaden war für Faszination Fankurve in den vergangenen Tagen nicht für eine Stellungnahme zum Thema zu erreichen. Letztlich macht es den Eindruck, dass niemand dafür verantwortlich sein will, dass den SV Wehen-Fans ein Spruchband verboten wurde, mit dem sich gegen vermeintlich rechtsgerichtete Anschläge positioniert werden sollte. Nicht nur bei den SV Wehen-Fans hinterlässt dies einige Fragezeichen. (Faszination Fankurve, 30.12.2018)






Weitere News:
10.12.2019: Warum Choreografie in Wiesbaden kurzfristig abgesagt wurde
19.08.2019: 10 Minuten Protest, Plakate gegen Nazis & eigenen Verein
31.07.2019: Wehen- & KSC-Fans schwiegen für verstorbenen Fanbeauftragten
14.11.2018: „Fußball bleibt Arbeiter_innensport“
02.11.2018: „Jag deinen Träumen hinterher“

Alle 6 News anzeigen