30.11.2012 - Sicherheit

Sicherheitsdebatte: Die DFL-Anträge im Detail


Gestern publizierte die DFL die Anträge, die bei der Mitgliederversammlung am 12. Dezember in Frankfurt/Main verabschiedet werden sollen. Mit der 37-seitigen Veröffentlichung möchte die Liga eine maximale Transparenz herstellen. Faszination Fankurve fasst die wichtigsten Forderungen zusammen.

Sicherheitskontrollen (bei Spielen mit erhöhtem Risiko)

Um einen störungsfreien Ablauf zu gewährleisten seien lageabhängig Kontrollen notwendig, um Personen auf Gegenstände zu überprüfen, die Gefahren für Zuschauer, Spieler und Schiedsrichter darstellen können oder eine Identität der Personen verhindern könnten. „Die Kontrolleinrichtungen müssen so beschaffen sein, dass Kontrollen sicher, zügig und angemessen durchgeführt werden können“, beschreibt die DFL. Der Ligavorstand stellt allerdings klar, dass seitens DFL keine statuarischen Vorgaben für die Durchführung von Vollkontrollen beantragt wurden. Die Entscheidung, an welchen Zugängen, bei welchen Zuschauern und in welchem Umfang Kontrollen durchgeführt werden, obliegt weiterhin der gastgebenden Mannschaft.

In Bezug auf Spiele mit erhöhtem Risiko erwägt die DFL eine Durchführung von verstärkten Personenkontrollen, deren genaue Umsetzung im Vorfeld mit DFB und DFL abgesprochen werden müssen. Kontrolleinrichtungen, wie beim Bundesligagastspiel von Eintracht Frankfurt beim FC Bayern München, werden demnach nicht kategorisch ausgeschlossen.

Eintrittskarten für Gastmannschaften

Bei der Vergabe der Tickets für die Gastmannschaften möchte sich die Liga die Option gewähren, dass die DFB-Sportgerichtsbarkeit – wenn erforderlich – das festgeschriebene Ticketkontingent für die Gastmannschaft (mindestens 10 Prozent) beispielsweise halbieren kann.

Erklärung zum Dialog mit den Fans

Im Vergleich zum ersten Entwurf wurde der Antrag des Ligavorstandes insofern verändert, dass es keine statuarisch festgeschriebenen Mindestinhalte bei einer Vereinbarung zwischen Club und organisierter Fanszene geben soll. „Ob, in welcher Form, in welcher Verbindlichkeit und mit welchen Inhalten tatsächlich Absprachen zwischen Clubs und Fanvereinigungen getroffen werden, ist allein Sache der Beteiligten“, beschreibt die DFL, sagt aber auch: „Wenn seitens von Fanorganisationen und von der organisierten Fanszene kollektiv wirkende Strafen abgelehnt werden, gleichzeitig aber eine Distanzierung von den Tätern nicht stattfindet oder Täter gedeckt bzw. die Tataufklärung und Identifizierung von Tätern erschwert werden sollten, passt dies aus Sicht des Vorstandes des Ligaverbandes nicht zusammen.“

Die Liga strebt an, „kollektiv wirkenden Strafen“ so weit wie möglich zu beschränken und „gleichzeitig täterorientierte Ansätze zu verfolgen“. Man will insgesamt ein stärkeres Augenmerk darauf legen, welche „erforderlichen und zumutbaren Maßnahmen ein Club trifft, um Täter zu identifizieren und um Verstöße und Straftaten weitestgehend zu verhindern.“

Videoüberwachung

Was in vielen Stadien bereits Standard ist, soll verpflichtend eingeführt werden: Das Stadion muss mit einer Videoanlage zur Überwachung der Zuschauerbereiche mit einer Vorrangschaltung für die Polizei ausgestattet sein. Die Überwachung (mit Zoom-Kameras) betrifft den Umgriff, die Zuschauerwege, die Zuschauerplätze sowie die Außenbereiche vor den Eingängen. Hintergrund der Maßnahme ist eine Verbesserung zur Täteridentifizierung.

Besser geschulte Ordner

Der Vorstand des Ligaverbandes beantragt, dass die gewerblichen Sicherheits- und Ordnungsdienste nachweisen müssen, dass die eingesetzten Ordner ein DFB-Schulungskonzept durchlaufen haben.

Qualitätszertifikat „Stadionerlebnis“

Die DFL möchte ein Qualitätszertifikat „Stadionerlebnis“ erarbeiten. Es soll jedoch nicht der Eindruck vermitteln werden, dass ein 5-Sterne-Stadion sicherer ist, als eine Sportstätte die mit 3 Sternen ausgezeichnet wurde. Das Zertifikat soll vorrangig die Abläufe im Stadion („z. B. zügige Abwicklung der Einlasskontrollen, Anzahl der Ordner etc., und ggf. gemeinsame Projekte von Fans und Club, Aufenthaltsbedingungen im Stadion für Gästefans oder das Fanverhalten gehen“) bewerten.

Des Weiteren soll unter anderem der Kompetenzbereich der Sicherheitsbeauftragten erweitert werden. Sie sollen unter anderem den Veranstaltungsleiter insofern beraten, dass alle rechtlich erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen und -maßnahmen getroffen werden. Auch der Ordnungsdienst des Gastvereins soll stärker in die sicherheitstechnischen Maßnahmen mit einbezogen werden, um die sicherheitsrelevanten Abläufe am Spieltag zu verbessern. Selbiges soll für die Fanbeauftragten der Gastmannschaft gelten, die frühzeitig in die Sicherheitsbesprechungen einbezogen werden.

Das gesamte Papier kann über bundesliga.de heruntergeladen werden. (Faszination Fankurve, 30.11.2012)






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