07.12.2020 - DFL

So werden die TV-Gelder ab kommender Saison verteilt


Die DFL hat auf einer Pressekonferenz am heutigen Nachmittag bekannt gegeben, wie die Medienerlöse ab der kommenden Saison auf die Clubs der 1. und 2. Bundesliga verteilt werden. Bei der Verteilung der Medienerlöse aus dem deutschsprachigen Raum wurde als Neuheit eine Säule „Interesse“ hinzugefügt.

Die Medienerlöse, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz generiert werden, sollen in den kommenden vier Spielzeiten über die Säulen „Gleichverteilung“, „Leistung“, „Nachwuchs“ und „Interesse“ verteilt werden. Laut des neuen Verteilungsschlüssels sollen in den Saison 2021/2022 sowie 2022/2023 insgesamt 53 Prozent dieser Medienerlöse gleichverteilt werden. In den beiden folgenden Saisons sind es drei Prozent weniger. Für Erstligisten bedeutet dies zunächst 24,7 Euro Millionen pro Club und 6,9 Mio. Euro pro Zweitligist aus dem Topf „Gleichverteilung“. Der Anteil der „Gleichverteilung“ ist somit im Vergleich zum vorherigen Schlüssel gestiegen.


In der Säule „Leistung“ wird weiterhin das sportliche Abschneiden der Bundesliga-Clubs honoriert. Zwei Jahre werden mit dieser Säule 42 Prozent der deutschsprachigen Medienerlöse verteilt, in den letzten beiden Jahren des TV-Vertrages dann 43 Prozent. Die Aufteilung erfolgt nach „getrennter 5-Jahrestabelle“, „durchgängiger 5-Jahrestabelle“ und „durchgängiger 10-Jahrestabelle“.

Die „Nachwuchs“-Säule hat im Vergleich zur Vorperiode nochmal mehr Gewicht bekommen, zunächst sind es drei Prozent, nach zwei Spielzeiten dann vier Prozent. In dieser Säule soll der Einsatz von jungen Spielern bis 23 Jahren belohnt werden. Profitieren soll jedoch nicht nur der Verein, für den der Spieler aktuell aufläuft. Auch andere Ausbildungsstationen des jeweiligen Spielers sollen profitieren.

Die Säule „Interesse“ ist völlig neu eingeführt worden und umfasst zunächst zwei Prozent, später drei Prozent. Dieses Geld soll proportional gemäß dem Interesse an den Clubs auf Basis der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) verteilt werden. Die AWA fragt schon seit Jahren das Interesse an den Clubs der 1. und 2. Bundesliga sowie der 3. Liga unter der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren mittels einer repräsentativen Stichprobe auf Basis von rund 23.000 befragten Personen ab. Die Clubs, die nach dieser Umfrage am besten abschneiden würden, wären aktuell der FC Bayern, gefolgt von Borussia Dortmund, Schalke 04, dem Hamburger SV, Borussia Mönchengladbach, Werder Bremen, dem 1. FC Köln, Eintracht Frankfurt, dem FC St. Pauli, RB Leipzig, dem VfB Stuttgart, Hertha BSC, Bayer Leverkusen, Hannover 96, Fortuna Düsseldorf, 1. FC Nürnberg, SC Freiburg, VfL Wolfsburg, TSG Hoffenheim, Union Berlin, Mainz 05, Eintracht Braunschweig und der FC Augsburg. An den Einschaltquoten wollte man sich nicht orientieren, weil dies Probleme bei einer einheitlichen Berechnung der Quoten mit sich bringen würde sowie Vor- und Nachteilen bei jeweiligen Anstoßzeiten nicht auszuschließen seien.

Die internationalen Medienerlöse sollen in den Säulen „Gleichverteilung“ (35 Prozent) und „Leistung“ (65 Prozent) verteilt werden. Im neunköpfigen DFL-Präsidium, das für die Entscheidung der TV-Geldverteilung zuständig war, stimmten acht Personen für dieses neue Modell, zudem gab es eine Enthaltung. Wer sich enthalten hat, ist nicht bekannt.

Der Fokus der Reform sei in den Augen von DFL-Geschäftsführer Christian Seifert auf Planungssicherheit und das Überstehen in der Corona-Krise gelegt worden. Laut Seifert koste die Corona-Pandemie die Bundesliga-Clubs bis zum März 2022 etwa zwei Milliarden Euro, weshalb die finanzielle Stabilität in den ersten beiden Saison fokussiert wurde. Radikaleren Reformforderungen erteilte Seifert eine Absage und appellierte hier, Augenmaß und Realitätssinn nicht zu verlieren. Während aktive Fans vorab argumentierten, dass die Corona-Pandemie deutlich die Fehlentwicklungen im deutschen Profifußball aufgezeigt habe, argumentierte Seifert hingegen, dass gerade wegen der durch Corona ausgelöste Krise aktuell nicht die Zeit für weitreichendere Reformen sei.

Aus den aktiven Fanszenen wurde zuletzt massiv eine „gerechtere“ und „fairere“ Verteilung der Medienerlöse eingefordert. Seifert betonte, dass die Spreizung bei der Verteilung der Medienerlöse durch den neuen Verteilungsschlüssel definitiv abnehmen werde. Bei dem neuen Verteilungsschlüssel handelt es sich zum alten Schlüssel um eine Reform, die große Revolution ist es aber nicht. Ob den aktiven Fanszenen diese Änderungen ausreichen, bleibt abzuwarten. (Faszination Fankurve, 07.12.2020)

Ein Überblick über das neue System:
Zwei-Stufen-Plan: Verschiedene Anteile für den Zeitraum Juli 2021 bis Juni 2023 und Juli 2023 bis Juni 2025
Vier Säulen: Gleichverteilung, Leistung, Nachwuchs, Interesse
Gleichverteilung: Etwa die Hälfte als Sockelbetrag an alle Clubs
Leistung: etwa 40% werden nach Fünf-Jahres-Wertung verteilt
Nachwuchs: Einsatz von Local-Player wird honoriert
Interesse: Verteilung auf Basis von Markanalyse

Update 18:45 Uhr: Mittlerweile hat sich der Unsere Kurve e.V. zu Wort gemeldet, in dem eine rund sechsstellige Anzahl von aktiven Fans organisiert ist. Bei Unsere Kurve ist man von der Ausarbeitung des DFL-Präsidiums ziemlich enttäuscht.

Hier gibt es weitere Informationen der DFL zum Thema.
Hier gibt es die Präsentationsfolien der DFL von der Pressekonferenz.






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