08.08.2017 - Pyrotechnik

Stadiongänger denken anders über Pyro, als andere Fans


2011 hat der DFB die Gespräche mit der „Pyrotechnik Legalisieren – Emotionen respektieren“ Kampagne abgebrochen und durch das Meinungsforschungsinstituts tns-infratest 2.000 „fußballinteressierte“ Bundesbürger zum Thema befragen lassen. Ein BVB-Fan hatte da andere Vorstellungen.

Tns-infratest stellte 2011 im Auftrag von DFB und DFL folgende Frage: „Das Abbrennen von Pyrotechnik (z.B. Bengalische Feuer) in deutschen Stadien ist derzeit verboten. Ist dieses Verbot richtig?“ Bei der Umfrage sprachen sich damals 84,4 Prozent der Fußball-Interessierten gegen Pyrotechnik aus. 79,5 Prozent der Befragten forderten zudem eine harte Bestrafung, sollten entsprechende Verbote missachtet werden (Faszination Fankurve berichtete). Fanorganisationen, wie ProFans kritisierten damals die Fragestellung der von den Verbänden in Auftrag gegebenen Studie. Die Meinung teilte auch ein Fan von Borussia Dortmund, der daraufhin im Rahmen seiner Bachelorarbeit zum Thema „Empirische Analysen“ gemeinsam mit Helfern eine eigene Umfrage startete.

Dabei wurden 1.001 Fußballfans zum Thema Pyrotechnik befragt. Anders als bei tns-infratest wurden jedoch nicht Bundesbürger angerufen, die sich als „fußballinteressiert“ bezeichneten, sondern über 1.000 Stadiongänger bei verschiedenen Vereinen vor Ort befragt. Zudem wurden die Fragen anders gestellt.


Auf die Frage „Soll das Abbrennen von bengalischen Fackeln im Stadion erlaubt werden, wenn es sicherer gestaltet wird, oder komplett verboten bleiben?“ sprachen sich demnach 66,90 Prozent dafür aus, dass Regelungen zum Abbrennen von Pyrotechnik in Deutschland neugestaltet werden sollten. Nur 29,2 Prozent der befragten Fans sprachen sich bei dieser Umfrage für ein Pyrotechnik-Verbot aus. Härtere Strafen für das Abbrennen von Pyrotechnik wünschten sich von den Stadiongängern nur 27,50 Prozent, im Vergleich zu 79,50 Prozent, die sich bei der von DFB und DFL in Auftrag gegebenen Studie härtere Strafen wünschten. Hier zeigt sich deutlich, wie unterschiedlich Stadiongänger und „fußballinteressierte“ Personen, die größtenteils wahrscheinlich gar nicht ins Stadion gehen, über Pyrotechnik denken. 69,6 Prozent der befragten Stadiongänger sprachen sich laut der Umfrage des BVB-Fans nicht für härtere Strafen wegen des Abbrennens von Pyrotechnik aus.

In der Umfrage unter den Stadiongängern gaben 50,40 Prozent der 1.001 befragten Personen der DFL und DFB für den Umgang mit dem Thema Pyrotechnik die Schulnoten ungenügend und mangelhaft. Gute und sehr gute Noten bekamen die Verbände beim Thema Pyro laut der 2011 durchgeführten Studie unter den Stadiongängern nur von 4,4 Prozent der befragten Personen. Die Ergebnisse der Studie unter den Stadiongängern wurde heute auf dem Online-Fanzine Schwatzgelb.de veröffentlicht. Auch wenn die beiden erwähnten Studien 2011 bzw. 2012 durchgeführt und damit schon einige Jahre alt sind, zeigt sich, dass es je nach Fragestellung und je nachdem, ob man Stadiongänger oder einfach nur „fußballinteressierte“ Bürger am Telefon befragt, ziemlich unterschiedliche Ergebnisse erhält. In den Stadien häufen sich aktuell die Proteste gegen DFB und DFL. Der Vergleich der Studien zeigt, dass die Meinungen zwischen fußballinteressierter Öffentlichkeit und den Fans, die tatsächlich in die Stadien gehen, deutliche Unterschiede aufweisen kann. DFB und DFL sollten zukünftig auch Interesse an der Meinung der Stadiongänger zeigen. Die aktuellen Konflikte zum Thema DFB-Sportgerichtsbarkeit hängen auch unmittelbar mit Strafen wegen Pyrotechnik und dem Abbruch der Gespräche im Jahr 2011 zusammen. (Faszination Fankurve, 08.08.2017)







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