01.09.2004 - Deutschland

Stadionumbenennungen - Fans zwischen Sachzwängen und Kommerz


Mitte Juni gab der SC Freiburg bekannt, dass sein Stadion nicht mehr nach dem hinter der Nordtribüne verlaufenden Flüsschen Dreisam, sondern nach dem Energieversorger badenova benannt sein wird. Viele Fans lehnen das ab, da die Tradition des Stadionnamens für sie einen höheren Wert als die Finanzspritze für den Verein hat. Es folgten, wie in anderen Städten bei ähnlichen Entwicklungen, Protest-Spruchbänder. Es stellt sich die Frage nach deren Wirkung, und ob der jetzt noch übliche alte Name im Laufe der Zeit durch den neuen ersetzt wird, immerhin sprechen beim 1997 als erstem in Deutschland umbenannten Stadion in Fürth inzwischen weitaus mehr Menschen vom „Playmobilstadion“ als vom „Ronhof“. Ralf Hettig (24) von den Natural Born Ultras Freiburg glaubt daran, dass es einen Unterschied macht, wer den alten oder neuen Namen gebraucht: „In der Presse heißt es jetzt halt badenova-Stadion und Leute in anderen Teilen des Landes werden das übernehmen. Die Einheimischen sprechen eher von Dreisamstadion, Der Vertrag gilt ja ohnehin nur für fünf Jahre und dann kommt der nächste Namensgeber.“

In Bielefeld gab man den Fans im offiziellen Rahmen die Möglichkeit, sich zu dem Thema zu äußern. So wurde über die „Schüco Arena“ mit rund 200 Fans im VIP-Raum der „Alm“ debattiert. Obwohl einer der prägnantesten Stadionnamen Deutschlands verdrängt wurde, überrascht die Haltung der Fans und sie ist eher die Ausnahme als die Regel: „Natürlich ist es ein Verkauf von Tradition, aber die kritischen Stimmen waren hier deutlich in er Minderheit, denn die Fans haben gesehen, dass es nicht anders geht. Weil der Verein bei den Spielergehältern ein paar Wochen in Verzug war, wurde das wie eine Rettung aufgenommen“, sagt Thomas „Segelohr“ Starke (29) von den Boys Bielfeld.

Was hinzu kommt: Schüco, eine Firma für Gebäudehüllentechnik, die bereits das Dach und die Verglasung der Logen der Alm realisierte, ist ein Bielefelder Traditionsunternehmen, darüber hinaus schon ein Arminia-Sponsor in schlechten Zeiten. Das schafft Akzeptanz auf beiden Seiten. Und „selbst das Unternehmen legt somit Wert auf die Sprachregelung: ‚Man geht auf die Alm, in die Schüco Arena’“, so Thomas Starke. Dennoch wurde bereits in der ersten Woche nach Vergabe der Namensrechte die Straßenschilder ersetzt. Ganz ohne Kritik ging die Änderung des Namens dann doch nicht über die Bühne. Fans Produzierten T-Shirts mit dem Aufdruck: „Nennt es, wie ihr wollt. Für mich bleibt es die Alm!“ Weiterer Wermutstropfen für die Anhänger: Aus der Stadionzeitung „Almpost“ wurde inzwischen „Halb vier“!

Auf so etwas wollen sich die Fans des VfL Bochum nicht einlassen. Noch lange bevor es mit der Umbenennung des Ruhrstadions konkret wird, bevor überhaupt überhaupt ein Name im Gespräch ist, sind sie aktiv geworden. Nachdem die ersten Pläne zur Veräußerung der Namensrechte gegen 22 Uhr in der Online-Ausgabe einer Zeitung bekannt wurden, versammelten sie sich bereits um Mitternacht 20 Fans am Stadion, um „Ruhrstadion“ per Spraydose auf einer Mauer hinter der Osttribüne zu verewigen. Fabian Budde (25) von den Ultras Bochum: „Der Verein hat doch im letzten Jahr ein Plus von 990.000 Euro gemacht, deshalb kann auch keiner verstehen, warum das jetzt notwendig sein soll. Wenn es trotzdem zu einem kommerziellen Namen kommen sollte, dann wollen einige das Stadion nicht mehr betreten. So schnell geben wir uns nicht geschlagen.“ (Faszination Fankurve, 01.09.2004)

Fanfotos Deutschland




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