30.09.2008 - Deutschland

Verweis auf Vertrauensstellung von Sozialarbeitern


Am 25. und 26. September 2008 fand in den Räumen des Fanprojekts Halle das turnusmäßige Regionalverbundtreffen der Ost-Fanprojekte der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) statt. Dabei ging es um Probleme des Fanprojekts Halle.

Schwerpunkt der Tagung war die Erörterung der aktuellen Entwicklung in Halle. Aus diesem Grund war Dr. Wiegand, Sicherheitsdezernent der Stadt Halle, zum Gespräch eingeladen worden. Dabei traten deutliche Differenzen zwischen der städtischen Vorstellung und der des Regionalverbundes sowie der KOS hinsichtlich der pädagogischen Ausrichtung von Fanprojektarbeit zutage. Dies betraf insbesondere die im Zuge der Neuzuordnung des Fanprojekts Halle unter das Referat Sicherheit, Sport und Gesundheit formulierte Rolle der pädagogischen Mitarbeiter nach Begehung strafrechtsrelevanter Handlungen von Fans des Halleschen FC im Kontext von Fußballspielen. (Faszination Fankurve, 30.09.2008)

Der Regionalverbund Ost nimmt dazu wie folgt Stellung:

Wir verweisen demgegenüber auf die besondere Vertrauensstellung von Sozialarbeitern in Fanprojekten gegenüber der Zielgruppe von Fußballfans, die eine derartige offensive Unterstützung polizeilicher Ermittlungstätigkeit verbietet. Sozialarbeiter haben im Unterschied etwa zu Rechtsanwälten kein Zeugnisverweigerungsrecht; selbstverständlich sind sie daher zur polizeilichen Anzeige verpflichtet, wenn sie Kenntnis von einer geplanten Straftat erhalten. Die Verpflichtung zur aktiven Aufklärung der Sozialarbeiter im Rahmen polizeilicher Ermittlung nach Begehung strafrechtsrelevanter Handlungen seitens der pädagogischen Klientel führt sie dagegen in ein unaufhebbares Dilemma, da damit automatisch ihre Vertrauensstellung in der Fanszene diskreditiert und die pädagogische Arbeit konterkariert wird. Fansozialarbeiter verstehen sich als politische Lobbyisten für jugendliche Fußballfans vermittelnd zwischen Fans und Polizei, Ordnern bzw. Vertretern des Vereins, aber nicht als zusätzliche Ermittlungsinstanz der Polizei, die im Rahmen von Fußballspielen mit dem Einsatz von Polizeikräften und Videoüberwachungsgeräten ohnehin ausreichende beweissichernde Möglichkeiten nutzt.

Die vor wenigen Wochen seitens der Stadt Halle vorgenommene Neuzuordnung des Fanprojekts Halle unter das Referat Sicherheit, Gesundheit und Sport (bisher Referat Jugend, Schule, Soziales und kulturelle Bildung) erscheint uns befremdlich und problematisch. Es indiziert einen Perspektivwechsel von einer Verortung der Sozialarbeit in die nach dem Nationalen Konzept für Sport und Sicherheit ausdrücklich in den Aufgabenbereich der Jugendhilfe nach SGB VIII zugeordnete Maßnahme in eine ordnungs- und sicherheitspolitische Handlungslogik.

Wir schätzen die fachliche Arbeit des Leiters des Fanprojekts Halle und Streetworkers, Steffen Kluge, außerordentlich. Innerhalb von weniger als zwei Jahren ist es ihm gelungen ein stabiles Vertrauensverhältnis zu den jugendlichen Fußballfans des Halleschen FC herzustellen. Mit breiter Beteiligung der HFC Fans wurde das seit Mai 2008 eröffnete Fanhaus errichtet, welches insbesondere von jugendlichen Fans als zentrale Anlaufstelle innerhalb der Woche und vor und nach den Heimspielen angenommen worden ist und die Grundlage für erfolgreiche Fansozialarbeit bietet.

Wir fordern dringend eine Verständigung der unterschiedlichen Interessenvertreter und empfehlen hierzu die Aufnahme von Gesprächen zwischen der Stadt Halle, dem HFC, Vertretern der Fanprojekte und dem Deutschen Fußballbund. Hierbei stehen wir gerne zu deren Initiierung und Verlaufsbegleitung zur Verfügung.

Fanfotos Deutschland




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