20.11.2012 - Sicherheit

ZIS-Bericht unter der Lupe


Die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) hat ihre Jahresstatistik nun frei zugänglich veröffentlicht. Demnach wurden bei einer durchschnittlichen Erstligapartie 1,93 Personen von 44.300 Zuschauern verletzt. Faszination Fankurve fasst die wichtigsten Punkte der Statistik zusammen.

Für die Saison 2011/2012 gibt die ZIS 7.298 (6.061 in der Saison 2010/2011) freiheitsentziehende Maßnahmen, 8.143 eingeleitete Strafverfahren (5.818 in der Saison 2010/2011), 1.142 verletzte Personen ohne Unfallopfer (846 in der Saison 2010/2011) und 1.888.525 Arbeitsstunden der Polizei (1.562.242 in der Saison 2010/2011) an. Die Zahl der gewaltbereiten Personen sei von 14.900 in der Saison 2010/2011 auf 16.500 in der Saison 2011/2012 gestiegen.

Dadurch ergeben sich prozentuale Steigerungen von 20,4 Prozent bei den freiheitsentziehenden Maßnahmen, 39,96 Prozent bei den eingeleiteten Strafverfahren, 34,99 Prozent bei den verletzten Personen, 20,89 Prozent bei den Arbeitsstunden der Polizei und 10,74 Prozent bei der Anzahl der gewaltbereiten Fans in den obersten vier Ligen. Ob die Steigerung der Strafverfahren und der freiheitsentziehenden Maßnahmen auf die ebenfalls gestiegene Anzahl der eingesetzten Polizisten zurückzuführen ist, bleibt offen.

In der ersten Bundesliga werden nach Angaben der ZIS 4.090 Personen der Kategorie B, (gewaltbereite beziehungsweise gewaltgeneigte Fans) und 1.583 der Kategorie C, also den gewaltsuchenden Fans, zugeordnet. In der zweiten Liga soll es 3.150 Fans der Kategorie B und 862 Fans der Kategorie C geben.

Beim Thema Pyrotechnik behauptet die ZIS, dass es zu vielen Gesundheitsschädigungen durch Pyrotechnik kam: „Durch die starke Rauchentwicklung kommt es regelmäßig zu teilweise erheblichen Gesundheitsschädigungen, von denen auch eine Vielzahl unbeteiligter Stadionbesucher betroffen ist.“ Eine genaue oder ungefähre Anzahl über die Höhe der Opfer durch Pyrotechnik wird aber nicht angegeben. Insgesamt stieg die Anzahl der Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Sprengstoff-Gesetz, welche bei Pyrotechnikvergehen eingesetzt werden um 77 Prozent. Wie viele dieser eingeleiteten Ermittlungsverfahren letztlich mit einer Verurteilung endeten, ist nicht bekannt.

Den Tathergang, wie Ultrasgruppen Pyrotechnik im Stadion zünden beschreibt die ZIS wie folgt:

- Ausnutzen der Gruppendynamik bei einem geschlossenen, teilweise bewusst verzögerten Eintreffen am Stadion, um durch die entstehenden Drucksituationen im Eingangsbereich einen sogenannten Kassen-/ Blocksturm zu initiieren und unter Verzicht auf die sonst üblichen Kontrollen und teilweise auch ohne Eintrittskarte, ins Stadion zu gelangen

- Aufziehen, großflächiger, teilweise blocküberspannender, Banner

- Wechsel der Kleidung bzw. Vermummung im Schutz der Banner

- gesteuertes, zeitgleiches Abrennen erheblicher Mengen von Pyrotechnik auf Kommando

- nach Erlöschen der Pyrotechnik, erneutes Aufziehen der Banner und Wechsel der Kleidung

- Aufrufe, das Stadion nur zu verlassen, wenn alle eingehakt sind, um Zugriffe durch Einsatzkräfte der Polizei und/oder des Ordnerdienstes zu erschweren.

Die Zahl von 1.142 Verletzten in den obersten beiden Ligen verteilt sich auf 235 Polizisten, 514 sogenannte Störer, 393 unbeteiligte Personen. Ein Auflistung, wie es zu den Verletzungen kam, liefert die ZIS nicht. Mehrere Fan- und Ultrasgruppen fordern seit längerem, dass in der Statistik getrennt berücksichtigt werden müßte, ob Verletzungen auf Polizeieinsätze zurückzuführen sind. So kritisierten zum Beispiel Fans des Karlsruher SC einen Polizeieinsatz in der von der ZIS untersuchten Saison in Frankfurt, als Pfefferspray im vollbesetzten Gästeblock eingesetzt wurde und zu zahlreichen Verletzten führte. Diese Verletzten tauchen ebenfalls in der ZIS-Statistik auf.

In der der dritten und vierten Liga wurden 374 Personen verletzt. In der ersten Bundesliga gab es insgesamt 603 Verletzte bei 13,5 Millionen Zuschauern. Demnach verletzten sich bei einer durchschnittlichen Bundesligapartie, die von 44.300 Zuschauern besucht wurde, weniger als zwei Personen, genaugenommen 1,93 Personen pro Partie.

Bei fünf Erstliga- und acht Zweitligavereinen soll es bei Fans der Kategorie B und C personelle Überschneidungen der jeweiligen Fußballszenen mit den rechten Szenen geben. Die Straftaten aus diesem Kreis sollen von 74 auf 97 Verfahren gestiegen sein.

Die Daten für die ZIS-Statistik beziehen sich auf die abgelaufene Saison 2011/2012. Die entsprechenden Rohdaten werden der ZIS von den einzelnen Polizeibehörden übermittelt. (Faszination Fankurve, 20.11.2012)

Hier gibt es den gesamten Bericht der ZIS.






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