14.01.2013 - Alemannia Aachen

BAFF: Der rechte Konsens setzt sich am Tivoli durch


Das Bündnis aktiver Fußballfans (BAFF) fordert in einer Pressemitteilung den Verein Alemannia Aachen auf, endlich seinen Lippenbekenntnissen Taten folgen zu lassen und ein engagiertes Vorgehen gegen rechtsradikale und faschistische Gruppen im Stadion zu entwickeln.

Faszination Fankurve dokumentiert die PM des Bündnisses aktiver Fußballfans e.V.:

Die antirassistische Ultragruppe „Aachen Ultras“ (ACU) will bis auf Weiteres keine weiteren Spiele ihres Vereins Alemannia Aachen besuchen. Dies ist die Konsequenz aus nicht abreißenden gewalttätigen Übergriffen von rechten Fans und Hooligans innerhalb der Aachener Fanszene sowie der Tatenlosigkeit des Vereins und der restlichen Aachener Fans.

Auch am vergangenen Samstag kam es beim Pokalspiel bei Viktoria Köln zu Beginn des Elfmeterschießens zu einem Angriff von der durch rechte Personen durchsetzten Aachener Ultragruppe „Karlsbande Ultras“ auf den Block der ACU. Die anwesende Polizei ging dabei unverständlicherweise mit Schlagstock und Pfefferspray auf die angegriffene Gruppe los, anstatt sich um die Aggressoren zu kümmern.

Jener Angriff reiht sich ein in eine lange Liste von politisch motivierten Gewaltaktionen gegen die Aachen Ultras durch Nazis und die mit ihnen sympathisierenden Personen aus den Gruppierungen Karlsbande Ultras, Alemannia Supporters und Westwall Aachen. Selbst im privaten Wohnbereich von ACU-Mitgliedern schreckten dieselben rechten Personengruppen vor gewalttätigen Übergriffen nicht zurück.

Vor diesem Hintergrund zeigten am Samstag im Kölner Flughafen-Stadion über 300 Fans und Ultras aus ganz Deutschland ihre Unterstützung für das antirassistische Engagement von ACU und begleiteten die Gruppe in ihrem vorerst letzten Spiel bei Alemannia Aachen. In einer in dieser Form wohl einmaligen Aktion zeichneten Fans aus über einem Dutzend verschiedener Vereine damit ein friedliches Bild für einen diskriminierungsfreien Fußball.

Demgegenüber kann das Verhalten des Vereins Alemannia Aachen und des Großteils der restlichen Fanszene nur noch als Armutszeugnis bezeichnet werden. Trotz der wiederholten Vorfälle gelang es dem Verein nicht, sich glaubwürdig und entschlossen dem rechten Treiben auf dem Tivoli entgegenzutreten. All den schrillenden Alarmglocken und Hilferufen zum Trotz wurde eine Gruppe junger Menschen, die für die Einhaltung von demokratischen Grundwerten kämpfen, hilflos alleingelassen und wissentlich rechten Schlägertrupps ausgesetzt.

Selbst als es einmal nicht bei den üblichen banalen Worthülsen blieb und der Verein endlich erste Sanktionen (u.a. ein Zaunfahnenverbot für die Karlsbande Ultras) erteilte, wurden diese nicht konsequent befolgt. Nur wenige Wochen später hing die Zaunfahne der Karlsbande wieder - die Reaktion vom Verein: keine. Der Mannschaft scheint es ebenfalls an jeglicher Sensibilität zu fehlen, da sie sich am Samstag Sekunden nach dem Angriff von den rechten Angreifer_innen feiern ließ und den Block der Aachen Ultras mit Missachtung strafte.

Auch der Großteil der restlichen Aachener Fanszene bekleckerte sich nicht mit Ruhm. Ebenfalls das Naziproblem ignorierend kam es zu einer absurden Täter-Opfer Umkehrung, in der die Gruppe ACU als "Provokateur" identifiziert und als sogenannte "Linksextremisten" denunziert wurde. Von der gesellschaftlich immerwährend geforderten Zivilcourage war dabei nichts zu sehen.

BAFF fordert erneut mit Nachdruck, dass sich der Verein Alemannia Aachen endlich seiner gesellschaftlichen Verantwortung stellt und dem rechten Spuk am Tivoli ein Ende bereitet.
Dieser schwarze Tag für den Fußball sollte allen Vereinen eine Mahnung sein, sich rechten Umtrieben entschlossen entgegenzustellen und ihren Fans, die sich couragiert Nazis widersetzen, die nötige Unterstützung zu gewähren. In Anbetracht der Situation in Aachen, aber auch in Stadien wie in Braunschweig, Dortmund und Dresden (um nur eine kleine Auswahl zu nennen), mutet es schon surreal an, wenn eine öffentliche Debatte über eine vermeintlich fehlende Stadionsicherheit geführt wird und zugleich Rassismus im 23-seitigen Sicherheitspapier der DFL nicht mehr als eine Fußnote wert ist.

BAFF-Sprecher Patrick Gorschlüter hierzu: „Es ist traurig und schockierend zugleich, dass sich eine Gruppe junger Menschen, die sich gegen Diskriminierung einsetzt, vom eigenen Verein derart im Stich gelassen wird, dass sie sich entfremdet und enttäuscht zurückzieht. Umso beeindruckender war im Gegenzug die Solidarität am Samstag, indem Fans aus ganz Deutschland gemeinsam zeigten, wie Zivilcourage aussehen kann.“

BAFF erklärt sich solidarisch mit der Gruppe Aachen Ultras und bedankt sich für die aufopferungsvolle und mutige Unterstützung im Kampf für einen diskriminierungsfreien Fußball.

Kein Fußball den Rassist_innen!

Bündnis aktiver Fußballfans e.V.






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