20.09.2018 - Fanszenen Deutschlands

Bundesweiter Aktionsspieltag mit 20 Minuten ohne Stimmung


Vor einem Monat gab der Fanszenen Deutschlands-Zusammenschluss bekannt, dass der Dialog mit DFB und DFL abgebrochen wurde (Faszination Fankurve berichtete). Nun erklärten die deutschen Fanszenen, dass in der kommenden englischen Woche deutschlandweit mit einem 20-minütigem Stimmungsverzicht protestiert wird.

„Ihr werdet von uns hören“ hieß es von dem Zusammenschluss der Fanszenen Deutschland noch im Statement vor einem Monat, in dem der Dialog mit den Verbänden aufgekündigt wurde. Schon damals kündigten die aktiven Fanszenen an, den Protest wieder verstärkt ins Stadion zu tragen. Dies soll nun am bundesweiten Aktionsspieltag in der kommenden Woche umgesetzt werden.

So werden die meisten aktiven Fanszenen am 5. Spieltag der 1. Bundesliga, dem 7. Spieltag der 2. Bundesliga und dem 9. Spieltag der 3. Liga in den ersten 20 Minuten den Support nicht organisieren und somit ein Zeichen des Protest ins Richtung des DFB schicken, der sich aktuell vor allem auf die Bewerbung um die Europameisterschaft 2024 konzentriert.

Zentrale Forderung der Fanszenen Deutschlands ist, dass der Fußball wieder die Interessen der Fans in den Mittelpunkt rückt und nicht die Interessen von Investoren oder Stakeholdern. Die Fanszenen Deutschlands glauben, die Masse der Fans in den Stadien hinter sich zu haben und wollen ihrem Protest nun gemeinsam Ausdruck verleihen.

In Deutschland kam es zuletzt im Jahr 2012 zu einem bundesweiten Stimmungsverzicht innerhalb der meisten Fankurven. Damals verabschiedete die DFL am 12. Dezember 2012 ein neues Sicherheitspapier. Im Vorfeld organisierte sich bundesweiter Widerstand gegen dieses Papier. Unter anderem wurde dagegen protestiert, in dem in vielen Stadien zwölf Minuten lang geschwiegen wurde. In der englischen Woche sollen es nun 20 Minuten sein.

Den aktuellen Aufruf der Fanszenen Deutschland haben bisher Ultràgruppen, wie die Suptras Rostock, die Ultras Dynamo, die Wilde Horde, die Coloniacs, die Südkurve 1. FC Köln, der Club Nr. 12, die Karlsbande Aachen, die Harlekins Berlin, die Rude Fans, das Wuhlesyndikat, die Corrillo Ultras, die Wanderers Bremen, die Legio Augusta, die Ultras Nürnberg, die Ultras Hannover, Horidos 1000, Komplott Hannovera, die Ultras Leverkusen, die Ultras Regensburg, Cattiva Brunsviga, die Crew Eleven, Immmer wieder Freiburg, die Violet Crew und weitere Ultràgruppen veröffentlicht. Es ist davon auszugehen, dass sich die meisten Fankurven, die sich dem Fanszenen Deutschlands-Zusammenschluss zugehörig fühlen, an dem bundesweiten Protest beteiligen werden.

Die Ultras von Sottocultura aus Mönchengladbach kündigen hingegen an, dass man in Mönchengladbach in den ersten 20 Minuten nicht schweigen will, jedoch auch nicht normal supporten will. Stattdessen soll es am Niederrhein 20 Minuten lang Protestgesänge geben. Viele Fanszenen führen am anstehenden Wochenende zudem Informationen zum Thema durch, wie beispielsweise die Fanszenen von Hertha BSC, dem 1. FC Nürnberg, Borussia Mönchengladbach, Dynamo Dresden, Hannover 96 und dem FSV Zwickau. (Faszination Fankurve, 20.09.2018)

Faszination Fankurve dokumentiert das Statement der Fanszenen Deutschlands:

Ihr werdet von uns hören – oder auch nicht!

"Wir sind weiterhin bis in die Haarspitzen motiviert, uns für die Grundwerte des Fußballs und gegen eine weitere Entfremdung des Fußballs durch Korruption, Gutsherrenmachenschaften und Kommerzialisierung einzutreten. Wir sehen es mehr denn je als unsere Verantwortung gegen den DFB und die DFL aufzustehen und wissen zehntausende Unterstützer in den Kurven des Landes hinter uns.‘‘

So schlossen wir vor rund einem Monat unsere Erklärung zu dem Abbruch der Gespräche mit den Verbänden. Wir führten dabei aus, dass der Beitritt der Fanseite zu einem wie auch immer gearteten "runden Tisch‘‘ keine Verbesserung für jene Fanseite mit sich gebracht hat und wohl auch nicht bringen wird. Viel mehr handelte es sich bei den Gesprächen um eine für die Verbände gesichtswahrende Vorgabe von Dialogbereitschaft, ohne dabei jedoch gewillt zu sein, tatsächliche Verbesserungen im Sinne der Fußballfans durchzusetzen. Auch die geleakten E-Mails zwischen DFB-Präsident Reinhard Grindel und seinem Vizepräsident Rainer Koch haben uns gezeigt, dass der Abbruch der Gespräche ein richtiger Schritt war.

Diese Resignation bezieht sich dabei jedoch einzig und allein auf die besagten Gespräche, nicht jedoch auf unseren grundsätzlichen Kampf für einen anderen Fußball. Einen Fußball, der sich an der Basis orientiert, statt die Spirale in immer neue Höhen zu drehen. Der den Fokus auf die Fans legt, statt sich nur nach Investoren, Stakeholdern und dem großen Geld zu richten.
Wenn die Anliegen der Fans in Gesprächen kein Gehör finden, dann vertreten wir sie wieder dort, wo man uns nicht ignorieren kann: In unseren Stadien und Kurven. Wir haben angekündigt, dass man von uns hören wird und setzen das in der kommenden englischen Woche um.

In den ersten 20 Minuten der Spiele werden wir auf einen wie üblich organisierten Support verzichten. Stattdessen werden wir unseren Protest in die Stadien tragen und zeigen, dass die große Masse an Fans nicht damit einverstanden ist, was einige wenige Funktionäre mit unserem geliebten Fußball veranstalten.

Über die genaue Ausgestaltung des Protests werden die jeweiligen Fanszenen informieren. Schließt euch den Protesten an, um ein einheitliches und starkes Zeichen zu setzen! Zeigt denen da oben, dass die Fans in den Stadien nicht gewillt sind, immer neue Auswüchse der Kommerzialisierung und Entfremdung in Kauf zu nehmen!

Die Fanszenen Deutschlands im September 2018






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