19.10.2012 - DFL

Erster Verein lehnt DFL-Papier ab


Union Berlin hat als erster Verein angekündigt das Konzeptpapier „sicheres Stadionerlebnis“ der DFL abzulehnen. In dem noch nicht verabschiedeten Papier werden Sicherheitsauflagen an die Lizenzerteilung der DFL geknüpft.

Kernidee des Papiers ist ein Kodex, den die einzelnen Vereine ihren Fanclubs zur Unterschrift vorlegen sollen. Verstößt ein Fanclub gegen diesen Kodex, so so sollen ihm sogenannte Privilegien, wie das Anbringen der eigenen Zaunfahne verboten werden. Ferner sollen diese Fanclubs keine Eintrittskarten mehr erhalten.

Es folgt ein Auszug aus dem DFL-Papier:

„In Fanvereinbarung soll zudem geregelt sein, dass etwaige vorhandene Fan-Privilegien nicht länger gewährt werden, sollten Inhalte der Fanvereinbarung nicht eingehalten werden. Sinnvoll und erforderlich ist hier eine „Selbstbindung“ der Clubs, so z.B. keine Eintrittskarten mehr an Fanclubs zu vergeben, welche nicht bereit sind, eine Fanvereinbarung mit den genannten Mindestinhalten (Gewaltfreiheit, Anerkennung Stadionordnung etc.) abzuschließen, oder welche diese Mindestinhalte nach Abschluss der Fanvereinbarung nicht beachten; oder z.B. den Fanclubs das Mitführen von „Blockfahnen“ und Bannern zu verbieten, wenn diese zur Verschleierung der Täterschaft bei Einsatz von Pyrotechnik bzw. überhaupt zur Ermöglichung von Pyrotechnik missbraucht werden.

Vorschläge/beabsichtigte Maßnahmen in der Zuständigkeit des LV Verhängung von Geldstrafen und i.d.R. Stadionverboten bei gravierenden Verstößen gegen die geltenden Regelungen der Stadionordnung, z.B. bei Abbrennen von Pyrotechnik und ggü. Pyrotechnik-Schmugglern, Einbringen und Zeigen von Transparenten mit rassistischen, diskriminierenden oder grob beleidigenden Inhalten („Zero tolerance“).“

Fanclubs, die zuletzt den DFB wegen seiner Vergabe von Strafen kritisierten, indem sie „Fick dich DFB“ Transparente in den Stadien zeigten, würden nach dieser Regelung mit Stadionverbot belegt und dürften keine Eintrittskarten mehr erhalten. Diese angebrachten Punkte gelten laut dem DFL-Papier als nicht verhandelbar.

Verhandelbar sind jedoch die Punkte, die der Fanszene am Herzen liegen, wie Erhalt der Stehplätze und Anhörungsrecht bei Stadionverbot. Im DFL-Papier heißt es dazu:

„Gemeinschaftliches (Club + Fanorganisation) Bekenntnis zu Stehplätzen als Teil der Fußballkultur in Deutschland. Dies ist aber kein „unveränderbarer Besitzstand“. Zum Erhalt der Stehplätze müssen auch die Fans ihren Beitrag leisten. Andauerndes Fehlverhalten von Störern/Problemfans kann dies gefährden. Etablierung eines kontinuierlichen Dialogs (regelmäßiger Austausch, Festlegung der Ansprechpartner). Bestätigung des Clubs, die derzeit in § 3 Abs. 3, § 5a Stadionverbotsrichtlinien vorgesehene Anhörung des Betroffenen vor einer Entscheidung über die Verhängung eines Stadionverbots durchzuführen, d.h. jedenfalls Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.“

Bisher erhält der Gastverein zehn Prozent des gesamten Kartenkontigents für seine Fans. Der DFB schlägt in dem DFL-Papier vor diese Praxis zu ändern, sodass das DFB-Sportgericht bestimmen kann, dass ein Verein nur noch fünf Prozent der Karten erhält. Im Papier steht dazu:

„Klarstellende (formale) Ergänzung des § 3 Nr. 4 RLSpOL um Möglichkeit der Reduzierung des Ticketkontingents aufgrund rechtskräftiger Entscheidung der zuständigen DFB-Rechtsorgane, z.B. nur noch 5% insgesamt, nur noch Sitzplätze u.ä. .“ Aber auch ohne Bestrafung durch das DFB-Gericht soll eine Reduzierung des Ticketkontingents möglich sein: „Klarstellung, wer bei Spielen mit erhöhtem Risiko nach Art. 56 Stadionhandbuch/ § 32 DFB-Sicherheitsrichtlinien den Verkauf von Karten einschränken kann (DFL / DFB Kommission für Prävention und Sicherheit in Abstimmung mit Heimclub).“

Weiterhin fordert das Papier Polizei und Justiz dazu auf, dass Identitätsfeststellungen seitens der Polizei an die DFL weitergegeben werden und diese Institutionen die DFL, beziehungsweise die Vereine auch „über Stand von polizeilichen Ermittlungen gegen Tatverdächtige“ unterrichtet werden, was aus Datenschutzgründen zumindest schwer bedenklich erscheint.

Als erster Verein lehnt nun Union Berlin das Papier ab. Auf der Vereinshomepage heißt es:

„Auf der Grundlage intensiver Diskussionen mit der aktiven Fanszene des 1. FC Union Berlin werten das Präsidium und die Fan- und Mitgliederabteilung des 1.FC Union Berlin das Konzeptpapier „Sicheres Stadionerlebnis“ als in großen Teilen problematisch, daher in seiner Gesamtheit grundsätzlich als nicht akzeptabel und lehnen es im Ergebnis ab.“ (Faszination Fankurve, 18.10.2012)

Hier geht es zu dem DFL-Konzeptpapier in voller Länge.

Hier geht es zu der Begründung von Union Berlin, warum der Verein das Papier ablehnt.






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