08.05.2020 - Fans

Fangruppen gegen vorzeitige Wiederaufnahme des Spielbetriebs


Nachdem sich die Fanszenen Deutschlands und ein Zusammenschluss der Fanszenen in Österreich bereits gegen Geisterspiele positioniert haben, zogen nun Fan- und Ultragruppen aus der Westschweiz mit einem gemeinsamen Statement nach.

In der Stellungnahme, die von Fanszenen aus der Westschweiz und dem Tessin unterzeichnet wurde, wird sich gegen eine vorzeitige Wiederaufnahme des Spielbetriebs sowohl in der Super League als auch in der Challenge League ausgesprochen.


Die Swiss Football League hatte dem Bundesamt für Sport bereits am 22. April 2020 einen Plan zur Wiederaufnahme der Schweizer Meisterschaft übermittelt. In den Augen der Fanszenen aus Sion, Genf, Lugano, Lausanne und Neuchâtel wird damit deutlich, dass der Fokus der Liga auf den Fernsehzuschauern und nicht bei den Fans in den Stadien liegt.

„Mit diesem Communiqué fordern die Fankurve und aktiven Fangruppen der Westschweiz, dass der Ligabetrieb erst dann wieder aufgenommen wird, sobald unter normalen Bedingungen Fußball gespielt werden kann. Fußball um jeden Preis, wie er von der Liga angestrebt wird, entspricht nicht unserer Vision und den Werten, die dieser Sport eigentlich vermitteln soll. Mit dem vorgelegten Konzept ignoriert die Swiss Football League die aktuelle Situation in der Gesellschaft und in der ganzen Welt und setzt die Gesundheit der Spieler gegen deren Willen (siehe Umfrage der Profispieler-Gewerkschaft SAFP) aufgrund von wirtschaftlichen Interessen mutwillig aufs Spiel“, heißt es dazu in der Stellungnahme der Fanszenen aus der Westschweiz.


Während beim in der Schweiz äußerst beliebten Eishockey, aber auch in den Amateurligen im Fußball, die Saison bereits abgebrochen wurde, soll der Profifußball fortgesetzt werden, weshalb die Fanszenen dem Profifußball eine Entfremdung von der Basis attestieren.

Unterstützung für ihre Idee könnten die Fanszenen durch Christian Constantin, den Präsident des FC Sion, erhalten. Constantin will Geisterspiele vermeiden und die laufende Saison abbrechen. Seiner Meinung nach sollte bald eine neue Saison mit begrenzten Zuschauerzahlen beginnen.

In einem Interview mit dem schweizerischen Nachrichtenportal Blick kündigte Constantin an, gegen eine Fortsetzung der Saison 2019/20 mit Geisterspielen zu klagen. Grund dafür sei ein finanzieller Schaden bei den Vereinen und eine Verletzung des Wettbewerbsrechts, da die Saison bis über den Juni hinaus andauern könnte und einige Clubs mehr auslaufende Verträge als andere haben. Dies führe dazu, dass die Chancengleichgeit nicht mehr gewährleistet sei.

Die Lösung, die der Präsident des FC Sion im Kopf hat, sieht folgendermaßen aus: Die Saison 2019/20 wird ohne Fortsetzung beendet, der Herbstmeister Young Boys Bern ist Meister und die zur Winterpause auf den Aufstiegsplätzen der zweitklassigen Challenge League platzierten Lausanne und Grasshoppers Club Zürich steigen auf. Im Juli beginnt die neue Saison mit maximal 1.000 Zuschauern pro Tribüne, die sich nur aus Dauerkarteninhabern zusammensetzen, sodass man Infektionsketten nachverfolgen kann.

Constantin plant, dieses Konzept bei einer außerordentlichen Generalversammlung des Schweizer Profifußballs vorzulegen und benötigt nach eigener Aussage eine einfache Mehrheit von elf Stimmen. Da Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Personen in der Schweiz bis Ende August verboten sind, ist es unwahrscheinlich, dass das Vorhaben, mehrere Tausend Personen in ein Stadion zu lassen, von der Politik bewilligt wird. Des Weiteren hat der aktuell Zweitplatzierte der Challenge League, FC Vaduz, angekündigt zu klagen, sollte die Tabelle zur Winterpause über die Aufsteiger entscheiden. (Faszination Fankurve, 08.05.2020)






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