27.03.2018 - Fans

Fanszenen in Polen planen landesweiten Protest


Am vergangenen Samstag haben sich in Warschau die Fanszenen der meisten polnischen Vereine der obersten Ligen getroffen, um ein gemeinsames Vorgehen gegen ein neues Strafensystem abzusprechen, das Liga und Verband in Polen planen. Das Vorgehen der polnischen Fanszene erinnert dabei an Proteste in Deutschland.

Auch in Deutschland formierte sich in den vergangenen Montaten, zunächst unter dem Motto „Krieg dem DFB“, mittlerweile unter dem Namen „Fanszenen Deutschland“ ein Protest gegen DFB und DFL, bei dem auch die Sportgerichtsbarkeit kritisiert wurde. Der DFB sicherte kurze Zeit nach Beginn der Proteste zu, vorerst auf Kollektivstrafen zu verzichten und hat mittlerweile Reformen des Strafensystems vorgestellt (Faszination Fankurve berichtete). Die Proteste der deutschen Fanszenen, bei denen es auch noch um viele andere Themen geht, dauern weiterhin an.

In Polen ist es üblich, dass ganze Gästeblöcke oder sogar gesamte Stadien nach Pyroaktionen oder anderen Vorfällen geschlossen bleiben. Mehrwöchige Auswärtsfahrverbote sind an der Tagesordnung und jetzt soll das ohnehin schon harte Strafensystem von Liga und Verband nochmals verschärft werden. Der Ligakommission und der Disziplinarkommission, die für die Bestrafung von Fanvergehen zuständig sind, wird von Seiten der Fanszenen diktatorisches Verhalten gegenüber den Vereinen und Erpressung vorgeworfen.

Doch die polnsichen Fanszenen wollen dabei nicht tatenlos zusehen und gemeinsam für ihre Rechte kämpfen. Unter dem Motto „Nichts über uns ohne uns“ wollen die Fanszenen des Landes, dass Verband und Liga mit ihnen diskutieren, statt wie bisher nur über die Fans zu sprechen.

Verband und Liga werden von den Fanszenen aufgerufen, ihre vorgeschlagenen Änderungen für das Strafensystem zurückzunehmen. Andernsfalls drohen die Fanszenen mit landesweiten Protesten, die zu einem vollständigen Boykott der Fußballspiele in Polen führen könnten. Zudem fordern die Fanszenen auch eine Reformierung des bestehenden Strafensystems.

Die polnischen Fanszenen betonen, dass der Einfluss der übertragenden Fernsehsender nicht größer sein dürfe, als die Stimme der Fans, die Woche für Woche ins Stadion gehen. Man fühlt sich erinnert an die Proteste deutscher Fanszenen gegen Montagsspiele. Die polnischen Fanszenen kündigen an, dass man zur Verteidigung der eigenen Werte und Rechte nicht davor zurückschrecken werde, Maßnahmen zu ergreifen, die dem Ansehen des polnischen Ligafußballs schaden könnten. Die organisierten Fanszenen seien es, die dem polnischen Fußball Farbe verleihen würden. Ohne die organisierte Stimmung würde die Attraktivität des polnsichen Fußballs leiden, warnen die Fanszenen weiter. Bei einem Protest der Fans prognostizieren die Fanszenen sinkende Zuschauerzahlen und dadurch langfristig auch geringere Einnahmen durch Sponsoren und Fernsehverträge.


Die Liga und der Verband werden von den Fanszenen aufgefordert, mit den Fans in einen ehrlichen und konstruktiven Dialog zu treten. Die Vorschläge eines noch strengeren Bestrafungssystems von Liga und Verband kommen in Polen zu einem Zeitpunkt, an dem die Gewalt in den vergangenen Jahren zunehmend aus den Stadien, die immer moderner werden, größtenteils verschwunden ist. Sanktioniert wird somit vor allem das Zünden von Pyrotechnik, das in Polen bei den Stadionbesuchern weitestgehend akzeptiert ist. Mit harten Strafen gegen die Vereine und längeren Auswärtsfahrverboten versuchen Liga und Verband hier die Fanlager zu spalten.

An dem Treffen am Samstag in Warschau beteiligten sich die Fanszenen folgender Vereine: Arka Gdynia, BKS Bielsko, Cracovia, Chemik Kędzierzyn, Czuwaj Przemyśl, Elana Toruń, GKS Jastrzębie, Górnik Łęczna, GKS Katowice, Górnik Łęczna, Górnik Zabrze, Jagiellonia Białystok, Korona Kielce, Kotwica Kołobrzeg, KSZO Ostrowiec Świętokrzyski, Lech Poznań, Lechia Gdańsk, Legia Warszawa, ŁKS Łódź, Motor Lublin, Odra Opole, Odra Wodzisław, Olimpia Elbląg, Piast Gliwice, Pogoń Szczecin, Polonia Bytom, Radomiak Radom, Raków Częstochowa, Resovia, Ruch Chorzów, Sandecja Nowy Sącz, Stal Rzeszów, Stomil Olsztyn, Śląsk Wrocław, Widzew Łódź, Wigry Suwałki, Wisła Kraków, Wisła Płock, Zagłębie Sosnowiec, Zagłębie Lubin und Zawisza Bydgoszcz. (Faszination Fankurve, 27.03.2018)






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