19.01.2021 - Fans

Heimvorteil: Studie zeigt positiven Effekt von Fanmassen


In den Corona-bedingten Geisterspielen verschwinden nicht nur die Zuschauer, sondern auch ein großer Teil des Heimvorteils. Zu diesem Ergebnis kommt eine nun veröffentlichte und groß angelegte Studie.

Carlos Cueva, Wirtschaftsforscher an der Universität von Alicante, untersuchte 230.000 Fußballspiele zwischen 1993 und 2020. Die Partien wurden in 41 Profiligen in 30 Ländern ausgetragen. Cueva sah in seinen Ergebnissen, die bereits lange vermutete Einflussnahme der Heimfans auf die Entscheidungen des Schiedsrichters bestätigt. Bisher war diese These nur schwer zu belegen, die Corona-Pandemie bot nach Cueva daher eine unerwartete Gelegenheit.


Denn von den 230.000 untersuchten Spielen, fanden 2.749 im Corona-Lockdown statt. Wiederum 2.136 von diesen, wurden komplett ohne Zuschauer ausgetragen, bei den restlichen Partien waren Fans in geringerer Kapazität zugelassen. Auch bei wenigen Zuschauern war der Heimvorteil wieder stärker zu beobachten. Cueva schaute sich in den Spielen vor allem die Ergebnisse und die Schiedsrichterentscheidungen (Anzahl Fouls, Gelbe und Rote Karten) an.

Der Wissenschaftler gab die Wahrscheinlichkeit eines Heimsieges vor dem Lockdown als 44,87% an. Ohne Zuschauer sank dieser Wert auf nur noch 41,07%. Die Wahrscheinlichkeit eines Auswärtssieges stieg dagegen von 28,80% auf 32,92%. Damit reduziert sich die höhere Wahrscheinlichkeit eines Heimsiegs in einem Fußballspiel um circa die Hälfte von 16% auf 8%.

Noch deutlicher werden die Unterschiede aber bei den Schiedsrichterentscheidungen. Dort fällt die Bevorteilung der Heimmannschaft laut Cueva so gut wie weg. Konkret macht sich das Fehlen von Fans vor allem für die Auswärtsteams bemerkbar. Diese erhalten nämlich deutlich weniger gelbe und rote Karten ohne Zuschauer, die diese sonst immer lautstark nach Fouls fordern würden. Heimteams bekommen mehr Fouls als gewöhnlich gepfiffen, insgesamt sind diese aber nicht so stark von Veränderungen in Schiedsrichterentscheidungen betroffen.

Die Studie kann laut Cueva ein weiteres Indiz für den sozialen Druck sein, von dem sich Schiedsrichter bei Fußballspielen beeinflussen lassen. Allerdings ist dieser durch die Zahlen immer noch nicht komplett belegbar, wie der Wissenschaftler anmerkt. Genauso weist Cueva darauf hin, dass ein Heimvorteil, wenn auch deutlich schwächer, auch ohne Fans noch besteht. Gründe dafür können in Anreise, Vertrautheit des eigenen Stadions und der Platzqualität liegen. (Faszination Fankurve, 19.01.2021)






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