Kampf um die polnische Meisterschaft auf Rasen & Rängen

Während in Deutschland noch darüber diskutiert wird, wann die Bayern auch rechnerisch Meister sind, gestaltet sich die Tabellensituation in Polen deutlich spannender. Gurke besuchten am vergangenen Wochenende drei Spiele in Polen, bei denen es um die Meisterschaft ging und berichtete, was dabei auf den Rängen los war.

Gleich vier Mannschaften streiten sich um den Titel. Drei davon, nämlich Legia Warszawa, Jagiellonia Białystok und Lech Poznań, empfingen am vergangenen Wochenende jeweils Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte und gestalteten ihre Spiele siegreich. Bei jeweils ansehnlicher Kulisse war auch auf den Rängen war durchaus für Unterhaltung gesorgt. So fuhren z.B. etwa 900 Fans von Śląsk Wrocław am Freitag als Krieger zu Legia Warszawa und präsentierten im Camouflage-Look Zaunfahnen, Blockfahnen zur Vermummung und kleine Schwenkfahnen. Dazu wurde einiges an Pyrotechnik abgebrannt, woraufhin der Schiedsrichter aufgrund des starken Nebels das Spiel für einige Minuten unterbrechen musste.

Unterstützt wurde die „Silesia Fight Division“, deren Auftritt doch stark an den der Dresdner in Karlsruhe erinnerte, u.a. von rund 160 Freunden von Motor Lublin. Genau mit dem Eintreffen des Motor-Mobs schoss Legia innerhalb von zehn Minuten eine 3:0-Führung heraus, am Ende sorgte ein 4:1-Heimsieg für zufriedene Gesichter auf der Zyleta, die sich gewohnt lautstark präsentierte, optisch jedoch außer einer Schalparade keine weiteren Aktionen im Köcher hatte. Bemerkenswert die vielen verschiedenen Grüße an die Fans, welche gerade hinter Gittern ihr Dasein fristen müssen.

Ganz weit im Osten empfing einen Tag später Jaga das abstiegsbedrohte Team von Cracovia Kraków, welches auf Unterstützung der eigenen Fans verzichten musste – Gästefanverbot bis zum Ende der Saison. Die Heimseite traf sich zwei Stunden vor dem Spiel auf dem Marktplatz und brachte mit einem rot-gelben Fanmarsch eine große Ultrà-Blockfahne ins Stadion, wo am Ende auch fast 10.000 Menschen einen knappen, aber verdienten 1:0-Sieg bejubeln durften. Eingeläutet wurde das Spiel mit dem gemeinsamen, lautstarken Anstimmen der Vereinshymne, ehe Mitte der ersten Hälfte die Blockfahne über die Köpfe der Ultras wanderte und darunter diverse Pyrotechnik abgebrannt wurde. Zum Beginn der zweiten Hälfte gab es noch ein Papierschnipsel-Intro von Seiten der Ultras Jagiellonia Białystok, deren Gründungsdatum auch schon in das Jahr 2002 zurückreicht.

Am Sonntag empfing zudem Lech den Tabellenletzten aus Szczeciń, welcher von etwa 600 Fans in die großpolnische Hauptstadt begleitet wurde. Angeflaggt wurde mit der Fahne der Brygada Ultra, und die Freunde von Kotwica Kołobrzeg zeigten ihre Anwesenheit mit der Perła Bałtyku Fahne. Zudem recht markant die Fahne vom Fanclub Police, welche Anfang der zweiten Hälfte aber abgenommen wurde, damit sich darunter wiederum einige Fans unkenntlich machen konnten. So waren die Bengalen im Block kurz danach auch keine Überraschung mehr. Bis zum entscheidenden 2:0-Treffer von Lech etwa zehn Minuten vor Abpfiff war auch die akustische Unterstützung seitens Pogoń sehr ordentlich und auch diverse „Liebesbekundungen“ zu Lech und deren Freunde von Cracovia durften nicht fehlen. Die Fans auf der Heimtribüne, dem Kosciól, läuteten das Spiel mit einer schön anzusehenden Bengalo-Reihe an der Brüstung zum Oberrang im Rahmen einer Schalparade ein und neben ein paar Schalparaden durfte auch hier die Verschmutzung der Stadiontribünen mittels Konfetti nicht fehlen.

Dazu gab es den bekannten dauerhaften Gesang der gesamten Hintertortribüne, wobei dieses auf der anderen Stadionseite schon nicht mehr so brachial ankommt wie auf der Haupttribüne, zumal auch der Rest der etwa 15.000 Zuschauer etwas träge daher kommt. Den Abschluss des Spieltages bestritt dann am Montag der vierte Kandidat im Meisterrennen, Górnik Zabrze, der als Aufsteiger den Tabellenvorletzten LKS Nieciecza empfing und vor 12.234 Zuschauern mit 3:0 gewann. (Gurke für Faszination Fankurve, 22.02.2018)