13.06.2016 - Euro 2016

​„Keiner der Vorfälle von England-Fans initiiert"


Nach den mehrtägigen Ausschreitungen von Marseille melden sich nun die Fanbotschaften von England und Russland, die Auseinandersetzungen vor Ort erlebt haben zu Wort. Die Football Supporters Federation aus England erhebt schwere Vorwürfe gegen Polizei, Hooligans aus Russland, Ultras aus Marseille und Medien.

Beide Fanbotschaften stellen vorab klar, dass das Fehlverhalten einzelner Gruppen nicht dazu dienen sollte, schlecht über ganze Nationen zu reden. Während sich die russische Fanbotschaft für die Angriffe russischer Hooligans auf englische Fans entschuldigt und den Opfern gute Besserung wünscht, nimmt die Football Supporters Federation (FSF), die die englische Fanbotschaft betreibt, die englischen Fans in Schutz. Nach FSF Angaben habe es in den letzten Tagen in Marseille immer wieder gezielte und organisierte Angriffe von einheimischen Ultras bzw. einheimischen Banden und russischen Hooligans auf friedliche englische Fans gegeben. Die Bilder von kämpfenden englischen Fans seien dadurch entstanden, dass England-Fans sich und teilweise ihre anwesenden Familien gegen Angriffe verteidigt hätten.

„Wir behaupten nicht, dass alle England-Fans Engel sind. Während die große Mehrheit von uns den wahren Geist des Fußballs vertritt und neue Freunde finden will, gibt es noch einige unter uns, die vielleicht mehr trinken, als nötig ist, oder die Lieder singen, die nicht jedermanns Geschmack sind. Aber wir können mit Zuversicht sagen, dass nach bestem Wissen unserer Erkenntnisse keiner der vielen gewalttätigen Vorfälle, die während unserer Zeit in Marseille stattfanden von England-Fans initiiert wurden“, heißt es in der FSF-Erklärung.

FSF kritisiert außerdem die Berichterstattung in den Medien, die das Klischee des englischen Hooligans bei internationalen Turnieren aufrecht erhalten würde, obwohl dieses Bild dieses Mal nicht passe. Vorwürfe werden zudem gegen die französische Polizei erhoben, deren Aufgabe es sei, für ein sicheres Turnier zu sorgen. In Marseille sei die Polizei jedoch durch den massiven Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern aufgefallen. Laut FSF waren von diesen Maßnahmen der Polizei auch zahlreiche unschuldige englische Fans betroffen, da dieses Mittel nicht nur gezielt gegen Randalierer eingesetzt werden. Zudem bewirke der Einsatz von Tränengas zwar, dass sich Massen zerstreuen lassen, zu Festnahmen komme es jedoch nicht. Die englische Fanbotschaft kritisiert dieses Vorgehen der Polizei, da Randalierer durch eine solche Polizeitaktik größtenteils auf freiem Fuß verbleiben würden. Später würden sich Hooligangruppen wieder an einem anderen Ort zusammenfinden und den nächsten Angriff starten.

Zu den Vorfällen im Stadion spricht FSF von einem Frontalangriff von russischen Fans auf englische und französische Fans. Das UEFA Exekutivkomitee reagierte auf die Vorfälle in Marseille und sprach gegen England und Russland eine Verwarnung aus und drohte mit einem Ausschluss aus dem Turnier, falls sich solche Vorfälle wiederholen. Die Disziplinarkommission der UEFA hat offiziell ein Verfahren gegen Russland wegen der Ausschreitungen, rassistischem Verhalten und dem Abbrennen von Pyrotechnik eröffnet. Auch die französischen Behörden reagierten auf die Vorfälle von Marseille, wegen denen ein englischer Fan in Lebensgefahr schwebte. Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve verhängte ein Alkoholverbot für sensible Orte, wie zum Beispiel den alten Hafen von Marseille, in allen Spielorten der Europameisterschaft 2016. An diesen Orten ist am Spieltag das Verkaufen, Trinken und Mitführen von Alkohol verboten. (Faszination Fankurve, 13.06.2016)






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