12.12.2017 - Fans

Konkrete Forderungen der Fanszene an DFB & DFL


Die deutschen Fan- und Ultràszenen haben gestern, wie Mitte November bereits angekündigt, dem DFB ein Positionspapier übersandt, in dem zu den Themen Fanrechte, Anstoßzeiten, Sportgerichtsbarkeit, Stadionverbote und Kommerzialisierung konkrete Forderungen gestellt werden.

„Wir erwarten, dass sich der DFB und die DFL mit den Themen ernsthaft auseinandersetzen, da diese eine tragende Rolle in der zukünftigen Fanlandschaft einnehmen“, heißt es dazu aus der Fanszene.

Beim Thema Fanrechte lauten die Forderungen der Fanszenen: Keine Anmeldung von Choreografien, keine Anmeldung von Spruchbändern, keine Personalisierung von Fanmaterial, komplette Freigabe von Fanutensilien, Fanutensilien unterliegen keiner Sanktionierung, Einhaltung des zehnprozentigen Kartenkontingents und Verzicht auf personalisierte Karten, Verzicht auf entwürdigende Einlasskontrollen sowie Zurückhaltende Ordnungsdienste.

Zu den Anstoßzeiten, ein Thema, bei dem es schon seit vielen Jahren zu Fanprotesten und Gesprächen kam, die Spieltagszerstückelung aber weiter fortgeschritten ist, heißt es vom Zusammenschluss der deutschen Fanszenen, hinter dem auch die meisten deutschen Ultràgruppen stehen: „In der Summe hat sich die Situation also trotz eines mehr als 16 Jahre andauernden Protestes, welcher von zahlreichen Gesprächen und gegenseitigen Erklärungen begleitet wurde, aus der Perspektive der Fans nur noch weiter verschlechtert. Schlimmer noch ist jedoch, dass ein Ende dieses Prozesses längst nicht in Sicht zu sein scheint. Wir sind nicht bereit diesen Weg weiterhin mitzugehen. Wir fordern die DFL, den DFB und die Vereine letztmalig auf, die Interessen der Fans im Stadion endlich mindestens gleichwertig zu den Interessen der medialen Vermarktung zu behandeln. Die Fans im Stadion sind bedeutender Bestandteil der Attraktivität des deutschen Fußballs. Wir fordern die Verantwortlichen auf, diese Tatsache nicht nur anzuerkennen, sondern den Stadionbesuch auch dementsprechend mit fanfreundlichen Anstosszeiten zu fördern, anstatt ihn durch die Zerstückelung und Fokussierung auf die TV-Vermarktung nachhaltig zu beschädigen. Anstosszeiten müssen wieder an den Interessen der Fans im Stadion ausgerichtet werden.“


Die Fanszenen haben auch hier konkrete Forderungen. Kurzfristig sollen alle Gedankenspiele über eine weitere Spieltagszerstückelung abgebrochen werden, da die Grenze des Zumutbaren bereits erreicht sei. Für die noch nicht fest terminierten Spiele der Saison 2017/2018 fordern die Fans die Einhaltung der 300 Kilometer Regel, die besagt, dass bei Spielen, die nicht samstags stattfinden, maximal 300 Kilometer zwischen den Städten liegen dürfen, die gegeneinander spielen. Zudem sollen die genauen Ansetzungen immer mindestens vier Wochen vor Anpfiff bekannt gegeben werden. Hier war die DFL in letzter Zeit früher dran, als in vergangenen Jahren. Zur kommenden Saison fordern die Fanszenen die Abschaffung der englischen Wochen und bei Spielen im DFB-Pokal unter Woche keinen Anstoß vor 19:30 Uhr. Wenn zur Saison 2021/2022 ein neuer Vertrag die Fernsehrechte klärt, will die deutsche Fanszene, dass Montagsspiele abgeschafft werden und kein Spiel an Samstagen oder Sonntagen vor 14:00 Uhr angepfiffen wird sowie am Freitag nicht vor 19:30 Uhr.

Beim Thema Sportgerichtsbarkeit heißt es von den Fanszenen in Richtung DFB: „Die Fanszenen fordern eine grundsätzliche Beschränkung der Sportgerichtsbarkeit auf Vorfälle, die im direkten Bezug zum sportlichen Wettbewerb stehen. Für alle anderen vermeintlichen Vorfälle rund um ein Spiel ist der Rechtsstaat in der Pflicht eine Bewertung vorzunehmen und ggf. Sanktionen zu verhängen. Insofern ist die Empfehlung von Hr. Grindel auf Kollektivstrafen zu verzichten ein erster Schritt in die richtige Richtung, allerdings noch nicht ausreichend.“

Das Thema Stadionverbote wurde von den deutschen Fanszenen auch behandelt. Hier wird Kritik an Stadionverbote laut, die auf Verdacht ausgesprochen werden. Zudem wird die zu hohe Laufzeit von Stadionverboten von bis zu fünf Jahren bemängelt und ein Anhörungsrecht für jeden betroffenen Fan gefordert. Weiter fordern die Fans, dass Stadionverbote nur noch vom eigenen Verein ausgestellt werden sollten, weil dieser die Situation am besten einschätzen könne. Für Vorfälle außerhalb der Stadien fordern die Fanszenen die Abschaffung der Stadionverbote, da hier der Rechtsstaat zuständig sei und nicht, wie bisher auch der DFB. Bei diesem Thema kündigte der DFB bereits ein Entgegenkommen an.

Zuletzt wurden auch beim Thema Kommerzialisierung Forderungen an DFB und DFL aufgestellt. Darunter finden sich der langfristige Erhalt der 50 + 1 Regel, die Begrenzung der Einflussnahme von Investoren im deutschen Fußball, die konsequente Umsetzung von Financial Fairplay in Deutschland und in der UEFA sowie der Einsatz für fanfreundliche Eintrittspreise.


Nach den ganzen Forderungen der deutschen Fanszenen liegt der Ball nun wieder bei den Verbänden auf die Forderungen der Fans einzugehen, um zu zeigen, wie ernst es mit der Dialogbereitschaft und dem Entgegenkommen in Richtung aktiver Fanszene ist. (Faszination Fankurve, 12.12.2017)

Hier gibt es die Forderungen zum Thema Fanrechte im Detail (PDF).
Hier gibt es die Forderungen zum Thema Anstoßzeiten im Detail (PDF).
Hier gibt es die Forderungen zum Thema Sportgerichtsbarkeit im Detail (PDF).
Hier gibt es die Forderungen zum Thema Stadionverbote im Detail (PDF).
Hier gibt es die Forderungen zum Thema Kommerzialisierung im Detail (PDF).






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