08.12.2014 - Nein zu RB!

​Nein-zu-RB! fordert Financial Fairplay


Die Kampagne Nein-zu-RB! meldet sich in einer Stellungnahme zu der DFL-Mitgliederversammlung zu Wort und begrüßt, dass die Idee der 50+1 Regel zukünftig auch für eingetragene Vereine gelten soll. Die Kampagne fordert die DFL auf, dass in Zukunft nie wieder ein Verein wie RB Leipzig die Lizenz erhalten soll.

Die Kampagne sieht eine enge Zusammenarbeit zwischen RB Leipzig und der DFL, die kritisiert wird, weshalb man RB Leipzig und die DFL weiterhin kritisch begleiten will. Die Kampagne erklärt zudem, was in ihren Augen einen Verein zu einem Traditionsverein macht: „. Und Tradition heißt für uns nicht, ein Vereinsgründungsdatum vor 1900 zu haben. Tradition heißt für uns Fankultur, Teil eines Vereins zu sein, eine Stimme in diesem Verein zu haben, auf positive und negative Momente zurückblicken zu können, auf Aufstiege oder Abstiege, auf besondere emotionale Momente – besondere Spiele, auf zähe Jahre in der Bedeutungslosigkeit oder aber auch auf Wunder – in Summe einfach alle qualitativen Momente die die Besonderheit eines Vereins ausmachen und die zur Identifikation mit diesem Verein geführt haben“, heißt es dazu in der Stellungnahme der Kampagne Nein-zu-RB!.

Abschließend fordert die Kampagne die Einführung der Financial Fairplay Regel, die die UEFA im europäischen Clubfußball durchsetzen will, auch in Deutschland einzuführen. Der VfL Wolfsburg ist zuletzt ins Visier der UEFA geraten und ein auch die TSG Hoffenheim könnte möglicherweise Probleme bekommen. (Faszination Fankurve, 08.12.2014)

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Kampagne Nein-zu-RB!:
Stellungnahme zur DFL-Mitgliederversammlung vom 04.12.2014

Liebe Fußballfans,

als die DFL letzte Woche im Rahmen ihrer ordentlichen Mitgliederversammlung verkündete, dass die “50+1-Regel” nun auch bei eingetragenen Vereinen Anwendung finden wird, fühlten wir uns als Kampagne erstmals direkt bestätigt. Eine unserer zentralen Forderungen wurde damit umgesetzt. Trotz der Tatsache, dass RB Leipzig nur wenige Tage vor dieser Entscheidung seine Profimannschaft sowie die Jugendmannschaften bis zur U15 in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert hat, war dieser Schritt längst überfällig. In Bezug auf die Realisierung des Projekts „RasenBallsport Leipzig e.V.“ hat jedoch nicht nur die DFL versagt. Auch örtliche Verwaltungs- und Finanzbehörden hätten in der Vergangenheit konsequenter sein müssen. Wie wir schon des Öfteren erwähnt haben, hätte eine Vereinsgründung niemals genehmigt werden dürfen, denn die dazu nötige Gemeinnützigkeit konnte RB Leipzig mit dem Kapitalgeber RedBull im Mittelpunkt des Vereins eigentlich nicht nachweisen. Der Druck – nicht nur ausgehend von dieser Kampagne – und das Risiko hinsichtlich dieses Rechtsformverstoßes wurde RB Leipzig nun zu groß. Die Ausgliederung in eine Kapitalgesellschaft wurde von den 14 stimmberechtigten Mitgliedern des Vereins bestimmt. Anwesend waren ebenfalls ca. 50 Fördermitglieder, die jedoch kein Stimmrecht besitzen. Die Satzung von RB Leipzig legt die Anzahl der Mitglieder fest. Laut DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig wird RB Leipzig eine geänderte Satzung bis zum 15. Januar vorlegen. Denn im Zuge der Ausgliederung wird eine erneute Lizenzierung notwendig. Doch diese dürfte erneut kein Problem für RB Leipzig darstellen. Die enge Zusammenarbeit zwischen DFL und RB Leipzig lässt vermuten, dass es keine Probleme mit der Lizenzierung geben wird und da man bei der DFL ja eh zur Kompromissbereitschaft bereit ist, ist davon auszugehen, dass RedBull seinen Weg ungestört weiter gehen kann. Zu viel macht RB Leipzig in den Augen der Verbände für den hiesigen Fußball. Da wird dann schon mal eher ein Auge zugedrückt, als bei Lizenzierungsverfahren anderer Vereine – so scheint es zumindest. Abgestiegene und insolvente Vereine, die sich nun in der Regionalliga oder tiefer wiederfinden, können ein Lied davon singen. Während sich viele Traditionsvereine in der Bedeutungslosigkeit befinden, stürmt RB Leipzig weiter an die Spitze der deutschen Fußball-Ligen und baut ebenfalls kräftig an seinem Fußball-Imperium. Neben der Ausgliederung geht RedBull den nächsten von vielen geplanten Schritten. RB Leipzig kooperiert ab sofort mit dem Oberligisten SC Pfullendorf. Was in Österreich der FC Liefering ist, scheint nun in Deutschland der SC Pfullendorf. Das Abkommen beinhaltet, dass Jugendspieler bei RB Leipzig mittrainieren dürfen. Aber dahinter steht das Prinzip, Nachwuchsspieler ohne finanziellen Aufwand zu generieren und für viel Geld weiter zu veräußern – neben dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum, das für über 30 Mio. € gebaut wird – schafft sich RB damit nicht nur einen weiteren Netzwerkpartner innerhalb des Red Bull-Imperiums, sondern auch einen nicht unerheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen regionsansässigen Vereinen. Vertragsdetails dieser Kooperation sind noch nicht bekannt. Jedoch werden in Zukunft Jugendtrainern des Vereins bzw. aus der Region Fortbildungen bei RB Leipzig gewährt. Auch dies macht auf den zweiten Blick deutlich, dass sich Red Bull dadurch viele Partner im Fußball heranzüchten will.

Wir als „Nein zu RB“ blicken weiterhin kritisch in Richtung DFL und RB Leipzig. Wir begrüßen den Schritt der DFL bezüglich der Erweiterung der 50+1 Regel ausdrücklich, betonen aber gleichzeitig, dass weitere Schritte folgen müssen. Wir können es nur immer und immer wieder betonen: RB Leipzig verändert den Fußball mit all seinen Facetten nachhaltig. Dass bei der ordentlichen Mitgliederversammlung der Presse der Zugang verwehrt wurde und die Tatsache, dass nur weitere 50 Fördermitglieder anwesend waren (nicht stimmberechtigt), offenbart die Ausrichtung des Red Bull Projekts: Hier werden Entscheidungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit von wenigen Leuten gefällt. Mit der Transparenz eines Fußballklubs hat das wenig zu tun. Vielmehr zeigt dies das Bild eines Wirtschaftsunternehmens, das sich nicht in die Karten schauen lassen will und das einen unternehmerischen Plan verfolgt. Daran wird sich innerhalb einer Kapitalgesellschaft nichts ändern. Im Gegenteil: der Red Bull GmbH könnte als Gesellschafterin eine handvoll Mitglieder „gegenüberstehen“, denen eine Unabhängigkeit zu Red Bull ganz sicher nicht nachgesagt werden kann – sind sie doch von Red Bull installiert worden.

Die Tendenz im Fußball hierzulande, die immer mehr in Richtung eines rein wirtschaftlich Fußballs geht, der sich komplett vermarktet und immer abhängiger von Sponsoring und Investments wird, muss gestoppt werden. Der Nachteil, den eingetragene Vereine mit vielen Mitgliedern gegenüber beinahe komplett unternehmerisch geführten GmbH’s oder AG‘s haben, führt dazu, dass viele Traditionsvereine auch sportlich gesehen das Nachsehen gegenüber Vereinen wie Wolfsburg oder RB Leipzig haben. Tradition darf nicht zum Nachteil führen. Und Tradition heißt für uns nicht, ein Vereinsgründungsdatum vor 1900 zu haben. Tradition heißt für uns Fankultur, Teil eines Vereins zu sein, eine Stimme in diesem Verein zu haben, auf positive und negative Momente zurückblicken zu können, auf Aufstiege oder Abstiege, auf besondere emotionale Momente – besondere Spiele, auf zähe Jahre in der Bedeutungslosigkeit oder aber auch auf Wunder – in Summe einfach alle qualitativen Momente die die Besonderheit eines Vereins ausmachen und die zur Identifikation mit diesem Verein geführt haben. Und eben diese, unsere Interpretation von Tradition ist bei RB Leipzig nicht vorhanden und wird es auch nie sein.

Wir fordern die DFL weiterhin dazu auf, alles dafür zu tun – d.h. die Regularien so weit zu ändern bzw. konsequenter durchzusetzen -, dass der Fußball hierzulande, sei es im Profi oder Amateurbereich, nie wieder ein Projekt wie RB Leipzig hervorruft. Weiterhin fordern wir eine Regulierung der Fußballökonomie. Ein Financial Fair Play auf nationaler Ebene ist leider – soweit ist es gekommen – ein notwendiger Schritt, um eine gewisse Ausgeglichenheit sowie annähernd faire Bedingungen zu ermöglichen.

Nein zu RB | 07.12.2014






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