22.03.2016 - Fans

Nur der Fan bleibt mal wieder auf der Strecke


Der 32. Spieltag der Saison 2015/2016 in der 1. Bundesliga wird als schwarzer Spieltag für die Fankultur in die Geschichte eingehen. Dafür sorgen DFB und DFL mit einem Derby komplett ohne Gästefans und der Einführung eines Montagsspiels in der 1. Bundesliga.

Allen Lobbygruppen, die Einfluss aufe den Fußball haben wurde damit entgegengekommen, nur der Fan bleibt mal wieder auf der Strecke. Polizei und Innenminister haben einen fußballfreien 1. Mai, wie sie es sich gewünscht haben. Doch statt die Sonntagsspiele auf den Samstag zu verlegen, wurde kurzerhand und für die betroffenen Fußballfans völlig überraschend ein Montagsspiel in der 1. Bundesliga eingeführt, schließlich muss auch der übertragende Pay-TV Sender zufriedengestellt werden. Dem VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund wird eine größtmögliche Erholung nach Europapokalspielen versprochen und dafür könnte sogar das auf Montag den 2. Mai 2016 terminierte Spiel Werder Bremen gegen den VfB Stuttgart noch mit Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg getauscht werden. Somit müssen sich letztlich vier Erstliga-Fanszenen auf ein Montagsspiel Anfang Mai einstellen, Planungssicherheit für die Fans gibt es nicht. Ob man nun Urlaub einreichen soll, Züge und Busse bucht, dass sind Fragen der Fans mit denen man sich bei der DFL nicht zu beschäftigen scheint. Ostdeutsche Fanszenen aus der 3. Liga können ein Lied davon singen, denn auch der DFB terminierte eigentlich festgesetzte Ostduelle zuletzt kurzfristig aus Sicherheitsüberlegungen auf fanunfreundliche Anstoßzeiten unter der Woche. In der 2. Bundesliga sind Montagsspiele an der Tagesordnung, aber dennoch äußerst unbeliebt. Für Anfang Mai wird das Montagsspiel der 2. Bundesliga mal eben noch fanunfreundlicher auf 18:30 Uhr vorverlegt.


Der DFB setzt derweil am gleichen Spieltag dank seines Sportgerichts ein komplettes Gästefanverbot beim Hessen-Derby durch, auf das beide Fanlager schon seit Ewigkeiten warten. Auf der Innenministerkonferenz forderten die Minister noch reduzierte Gästekontingente bei exakt diesem Spieltag, um Polizeieinheiten rund um den 1. Mai zu entlasten. Das DFB-Sportgericht scheint auch dieser Bitte nachgekommen zu sein. Auf Forderungen der Fans scheint man in Frankfurt weder bei der DFL noch beim DFB zu hören.

Doch dies könnte sich als eine fatale Fehlentscheidung herausstellen. England zeigt, wo die Reise hingehen kann: Hohe Eintrittspreise und kaum noch Stimmung in den Stadien, was mittlerweile auch die dortigen Spieler als Gefahr sehen. Die beiden deutschen Bundesligen, aber auch die 3. Liga, die vom DFB organisiert wird, sind im Ausland für die Stimmung in den Stadien, die hohen Zuschauerzahlen und die vielen Auswärtsfans bekannt. Bei Ablösesummen und Fernsehvermarktung wird man England immer hinter sein. Doch hunderte englische Fans, die Wochenende für Wochenende nach Deutschland fliegen, um hier einen Spieltag zu erleben, sollten Warnung genug sein, nicht alles nachzumachen, was auf der Insel umgesetzt wird.

In Frankfurt scheint man dies aus den Augen verloren zu haben. Das DFB-Sportgericht spricht immer häufiger Zaunfahnen- und Choreografieverbote aus und bei fast jedem Derby soll das Gästekontingent reduziert oder komplett gestrichen werden. Der deutsche Fußball beraubt sich damit seiner eigenen Stärken, auch im internationalen Wettbewerb.

Diese Stärken hat der deutsche Fußball, weil aktive Fans sich seit Jahren organisieren und für ihre Rechte einen Kampf gegen Windmühlen führen, der aber nur in den wenigsten Fällen erfolgreich ist. Reduzierte Gästekontingente und Montagsspiele auch in der 1. Bundesliga sollen langfristig etabliert werden.

Dagegen muss sich jeder aktive Fußballfan auflehnen und sich weiterhin für Faninteressen stark machen, sonst ist es irgendwann zu spät. Ein guter Zeitpunkt hierfür ist sicherlich der kommende Samstag, an dem es in Hannover zum Fankongress kommt, auf dem Fanvertreter in den Dialog mit Vereinsvertretern kommen wollen. Nachdem der Dialog mit dem DFB nichts brachte, dürften Fandialoge unter dem Dach der DFL, worüber zuletzt spekuliert wurde, spätestens nach der heutigen Einführung von Montagsspielen in der Fanszene nicht mehr gut ankommen. Doch der Fankongress geht in die richtige Richtung. Jetzt gilt es: Nicht den Kopf in den Sand stecken. Die DFL ist eine Interessensvertretung der 36 deutschen Proficlubs. Jede Fanszene kann am eigenen Standort einen Teil dazu beitragen, dass Faninteressen in Frankfurt nicht länger ignoriert werden. Kommt mit euren Vereinen ins Gespräch und stellt Anträge auf Jahreshauptversammlungen, wo dies noch möglich ist. Sorgt somit dafür, dass der Druck innerhalb der DFL steigt, Faninteressen nicht zu ignorieren. Noch ist es nicht zu spät zu kämpfen, für den Fußball, den wir lieben. (Faszination Fankurve, 22.03.2016)






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