14.02.2015 - Borussia Mönchengladbach / 1. FC Köln

Rheinisches Derby endet im Chaos


Das heutige rheinische Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln endete im Chaos. Nach Abpfiff des Spiels stürmten knapp 30 Kölner-Fans auf das Spielfeld, teilweise liefen diese in Richtung Nordkurve. Die Polizei schritt ein und nahm mehrere Fans fest.

In der 91. Spielminute schoss Borussia Mönchengladbach nach einem umstrittenen Freistoß das entscheidende 1-0. Drei Minuten später waren die Kölner Fans schon auf dem Spielfeld. Sie öffneten das Tor vorm Gästeblock und betraten den Innenraum. Fünf von ihnen liefen bis in die andere Hälfte des Spielfeldes und stoppten erst vor dem Strafraum vor der Nordkurve. Die Polizei betrat anschließend des Innenraum durch das Mundloch am Gästeblock und konnte wenige der Platzstürmer vorübergehend festnehmen.

Einige der Platzstürmer liefen in die Südwest Ecke des Stadions. Dort sprangen auch ein paar Fans Borussia Mönchengladbach in den Innenraum und lieferten sich Auseinandersetzungen mit Kölner Fans. Auch der Ordnungsdiesnt schritt hier ein.

Die auf den Platz gestürmten FC-Fans trugen einheitliche Maleranzüge und waren mit Sturmhauben, Tücher und Masken maskiert. Das Spiel fand trotz Kritik beider Vereine während des Karnevals statt. Viele der Fans in den Maleranzügen zogen sich zurück in den Gästeblock. Mindestens drei der Fans wurden von der Polizei festgesetzt.

Video vom Platzsturm der Kölner Fans:

Zwei Fans des 1. FC Köln, die an unterschiedlichen Positionen im Gästeblock im Stadion waren berichteten gegenüber Faszination Fankurve, dass ein vor dem Gästeblock positionierter Ordner ein Teppichmesser gezückt habe, unmittelbar bevor es zum Platzsturm kam. Ob der Platzsturm damit im Zusammenhang steht ist fraglich. Ob er auch ohne das von mehreren Kölner-Fans als Messerzücken interpretierte Verhalten eines Ordners stattgefunden hätte, lässt sich im Nachhinein nicht mehr beantworten. Circa zehn Minuten nach dem Platzsturm wurde der von den Kölner-Fans belastete Ordner von anderen Ordnern durchsucht. Ein Messer wurde bei dieser Durchsuchung jedoch nicht gefunden. Während des Platzsturms wurde seitens der Kölner-Fans Pyrotechnik als Wurfgeschoss eingesetzt.

Bereits vor Anpfiff, der wegen des großen Andrangs von den Stadiontoren wenige Minuten verzögert wurde, wurden im Gästeblock zahlreiche bengalische Fackel, Böller und Leuchtraketen gezündet. Der Anpfiff des Spiels verzögerte sich deshalb um weitere Minuten.

Die Ultràgruppen des 1. FC Köln, die Wilde Horde, Boyz Köln und die Coloniacs bekannten sich in der Vergangenheit zur „Pyrotechnik legalisieren“ Kampagne. Diese hatte die Legalisierung von Pyrotechnik zum Ziel und sprach sich für den kontrollierten Einsatz von Pyrotechnik aus. „Wir finden Pyrotechnik gut! [...] Aber nicht etwa zur Untermalung eines möglichst martialischen Auftretens. […] Schluss mit Böllern, Kanonenschlägen und sonstigen Knallkörpern. […] Leuchtspurgeschosse sind ebenso tabu wie die „Entsorgung“ von Bengalischen Feuern in den Innenraum, auf's Spielfeld oder in Nachbarblöcke“, heißt es im Selbstverständnis des Kölner Ablegers der Pyrotechnik Kampagne.

Dieser sich selbst auferlegten Verantwortung wurden die Fans des 1. FC Köln beim Spiel in Mönchengladbach nicht gerecht. Pyrotechnik wurde in den Innenraum entsorgt, Böller wurden gezündet und Leuchtspuren abgeschossen.

Nach der Pyroshow vor Anpfiff des Spiels ging der Kölner Manager Jörg Schmadtke in Richtung Gästeblock, um die Ultras des Vereins aufzufordern, das Zünden von Pyrotechnik zu unterlassen. Gehört wurde er nicht. Zu Beginn der zweiten Halbzeit führten die Kölner-Fans eine weitere Pyroaktion durch. Der Platzsturm, der vom 1. FC Köln schlimmer eingestuft wurde, als die Pyroaktionen, stand da noch bevor.

Alle Aktionen spielten sich vor den Augen von Beobachtern vom DFB ab. Diese notierten sich die einzelnen Vorfälle. Der 1. FC Köln wurde am 19 März 2014 vom DFB wegen verschiedener Vorfälle mit einer Bewährungsstrafe belegt. Diese sieht bei einem weiteren schweren Verstoß eine Teilsperrung bei zwei Heimspielen des 1. FC Köln vor. Der Bewährungszeitraum wurde auf neun Monate angesetzt. In dieser Zeit kam es zu einer Pyroaktion in Duisburg und der 1. FC Köln streitet sich aktuell noch mit dem DFB um die Strafe.

Unklar ist ob der 1. FC Köln vor den heutigen Vorfällen somit noch mit einer Bewährungsstrafe belegt war oder nicht. Unabhängig davon droht dem Verein nun eine empfindliche Strafe seitens des DFB. Ein Teil- oder Gesamtausschluss wird dabei sicherlich auch diskutiert.

Neben der direkten Intervention von Manager Schmadtke vor Ort bekennt der 1. FC Köln direkt nach Aktion Farbe und veröffentlichte eine Distanzierung zu den Vorfällen. „Unsere Mannschaft bedarf in keinem Spiel einer zusätzlichen Motivation durch illegale Feuerwerkskörper“, heißt es darin.

Weiter kündigt der Verein Sanktionen gegen Fans und Gruppen an, die an der Aktion beteiligt waren: „Der FC wird wie in der Vergangenheit alles ihm Mögliche tun, um Täter zu ermitteln und konsequent zu sanktionieren und behält sich weitere, harte Schritte gegen die beteiligten Gruppierungen vor.“

Die Fans von Borussia Mönchengladbach zeigten vor Anpfiff des Spiels eine Choreografie in der Nordkurve (siehe Fotogalerie oben). Während des Spiels wurden mehrere Spruchbänder gezeigt, die sich alle auf Auseinandersetzungen hinter der Kölner-Südkurve beim Hinspiel bezogen.

Auf den gleich nach Anpfiff präsentierten Tapeten war „Auf der Jahnwiese verlieren – Choreo nur halb präsentieren – Hochmut kommt vor dem Fall“ zu lesen. Später wurde der Spruch „Wenn es auf der Wiese knallt läuft der Städter auf den Asphalt“ präsentiert. Außerdem zeigte die Nordkurve eine Telefonnummer, die zu einem Kölner Krankenhaus führt, in das Kölner Fans nach Auseinandersetzungen im Hinspiel eingeliefert worden sein sollen. Für die Spruchbänder zeigte sich die Gruppe Sottocultura verantwortlich.

Zehn Minuten vor Abpfiff wurden vor der Nordkurve zahlreiche Fanartikel des 1. FC Köln präsentiert. Mit dabei zwei Zaunfahnen von Kölner-Fans, die Mönchengladbacher Fans raubten, nachdem FC-Fans auf dem Rückweg vom Spiel bei Union Berlin waren.

Abseits des Stadions blieb es nach jetzigem Stand ruhig. Die Polizei sorgte für eine strikte Trennung beider Fangruppen. Am Einlass zum Gästeblock kam es nach Ankunft des Entlastungszug zu Rangeleien zwischen Kölner Fans und der Polizei. (Faszination Fankurve, 14.02.2015)






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