17.06.2009 - Fanprojekte

Über 100.000 Euro für Fanprojekte jährlich ungenutzt


Im Februar gab es im bayrischen Landtag scharfe Kritik am bayrischen Fußballverband (BFV) und der betriebenen Sicherheitspolitik. In einer Pressemittelung wandte sich der BFV-Präsident Dr. Rainer Koch gestern an die Öffentlichkeit.

„Wir stehlen uns nicht aus der Verantwortung“, stellte BFV-Präsident Dr. Rainer Koch gleich zu Beginn des Pressegesprächs zum Thema „Stadionsicherheit“ und „Gewalt im Fußball“ im Haus des Fußballs fest und stellte sich offensiv der am 18. Februar 2009 vom Innenausschuss des Bayerischen Landtags geäußerten Kritik zu den Sicherheitsmaßnahmen des Verbandes. Koch weiter: „In den Bereichen, in denen wir zuständig sind, also von der Bayernliga an abwärts, machen wir auch alles, was in unserer Macht steht. Und die aktuellen Zahlen belegen, dass unsere Vorkehrungen und Maßnahmen greifen.“

Dr. Koch stellte die neue Broschüre „Sicherheit geht nur gemeinsam!“ vor, in der unter anderem die aktuellsten Zahlen belegen, dass die Verstöße gegen die Platzdisziplin in der Saison 2008/09 im Vergleich zum Vorjahr sogar um bis zu 82 Prozent zurückgingen (Landesliga Nord). „Ein klarer Erfolg unserer Arbeit seit 2006. Und auch für die Ligen, für die wir nicht zuständig sind, bieten wir selbstverständlich unsere Unterstützung an“, so Dr. Koch.

Es werde allerdings die falsche Diskussion geführt, erläuterte der BFV-Präsident und ging damit auf die Diskussion über härtere Strafen und längere Stadionverbote ein. „Man macht es sich zu leicht, wenn man die Diskussion auf dieses Thema reduziert. Damit wird von einem Thema abgelenkt, für das wir hier in Bayern zuständig sind: die Fanprojektarbeit. Denn Fanprojektarbeit ist Präventivarbeit. Wir sehen die Problematik ganzheitlich und ich bin der Überzeugung, dass man nicht mit repressiven Maßnahmen alleine, sondern nur im Verbund mit Präventionsarbeit auf Dauer Erfolg hat. Und bei der Frage der Finanzausstattung der Fanprojekte kommen wir gemeinsam mit den Fanprojekten seit Jahren keinen Schritt weiter. Hier sind ausschließlich der Bayerische Landtag und die bayerischen Kommunen gefragt.“

Dr. Koch ging damit auf das bereits im Mai 1993 von der Innenministerkonferenz verabschiedete „Nationale Konzept für Sport und Sicherheit“ ein, das die Finanzierung der Fanprojekte regelt. Zwei Drittel der Finanzmittel stellen die Länder und Kommunen bereit, ein Drittel DFB/DFL. Seit Jahren besteht hier das Problem, dass es von Seiten DFB/DFL einen Zuschuss gibt, der von den Fanprojekten nur zum Teil abgerufen werden kann, da die Länder und Kommunen ihren Beitrag nicht in entsprechender Höhe leisten. So muss beispielsweise das Fanprojekt München aktuell auf rund 90.000 Euro pro Saison, davon 30.000 Euro von DFB und DFL, verzichten. „Die Frage, was der Bayerische Fußball-Verband tut, beantworte ich gerne. Ich erlaube mir aber auch die Gegenfrage zu stellen: Was passiert, um die Fanprojekte besser auszustatten? Hier ist Kultusminister Dr. Spaenle gefragt, klar Position zu beziehen“, so Dr. Koch vor der heute stattfindenden Sitzung der Ausschüsse für „Kommunale Fragen und Innere Sicherheit“ sowie für „Bildung, Jugend und Sport“ im Bayerischen Landtag, die sich mit dem Thema befasst und bei der neben Dr. Rainer Koch auch der DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn als Sachverständiger teilnehmen wird. (Faszination Fankurve, 17.06.2009)






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