16.12.2014 - Polizei

Ultras vs. Polizei am 13.12? Ein Kommentar


Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) befürchtete für das vergangene Wochenende „massive Übergriffen von gewaltbereiten Fußballfans“. Die Befürchtungen begründete die GdP mit dem Datum. Die Krawalle blieben aus. Ultras zahlreicher Vereine zeigten jedoch Spruchbänder gegen die Polizei.

„Weil die von Hooligans häufig genutzte Beleidigung „All Cops Are Bastards“ mit den Anfangsbuchstaben dem 1., 3., 1. und 2. Buchstaben des Alphabets entspricht, bereiten zurzeit bundesweit viele Hooligan-Gruppen für den 13.12. ein besonderes Gewaltevent vor“, hieß es in einer Pressemitteilung der GdP (Faszination Fankurve berichtete).

Angriffe von Fußballfans auf Polizisten am 13. Dezember der vergangenen Jahre sind nicht bekannt. Trotzdem forderte die GdP eine höhere Anzahl an Polizisten und Ordnern für den Tag. Zu Ausschreitungen kam nicht.

Die GdP forderte die Vereine auf, stärker gegen ACAB-Plakate vorzugehen: „Dazu gehört auch, dass die Vereine nicht länger wegschauen, wenn im Stadion ein Banner mit ACAB entrollt wird. Das passt nicht zur Politik der ausgestreckten Hand gegenüber den Fußballfans“, hieß es in der Pressemitteilung der Gewerkschaft.

Wie die Galerie oben zeigt, nutzen tatsächlich zahlreiche Ultras das Datum, um an die Polizei adressierte Spruchbänder zu zeigen. Die Palette reichte von beleidigenden Spruchbändern bis zu Spruchbänder, die sich für eine Kennzeichnungspflicht von Polizeibeamten stark macht.

Die gleichen Forderungen wurden gestern in einer ARD Reportage mit dem Thema „Polizei, Gewalt und Videos“ laut (Hier gibt es die Sendung in der ARD-Mediathek). Diese endete mit dem Satz: „Die Polizei aber muss glaubwürdig agieren, sich das Vertrauen der Bürger immer wieder erarbeiten. Mit der Einführung einer bundesweiten Kennzeichnungspflicht und unabhängigen Beschwerdestellen wäre viel erreicht.“ Forderungen für die sich zahlreiche Ultràgruppen seit Jahren stark machen.

Ob die Spruchbänder auch ohne die Pressemitteilung der GdP gezeigt worden wären? Manche vermutlich ja, andere wahrscheinlich nicht. Der 13.12.2014 ist vermutlich ein weiteres Kapitel in der Entfremdung von Polizei und Ultràgruppen. Kaum noch eine Stadt in Deutschland, in der es noch einen Dialog zwischen Ultras und Polizisten gibt. Der 13. Dezember hat deutlich gemacht, woran das liegt. An den Ultras und an der Polizei. Beleidigende Spruchbänder befördern innerhalb der Polizei den schlechten Ruf der Ultras und auch innerhalb der eigenen Fanszene sorgen sie meistens nicht für eine höheres Ansehen der Ultràgruppen. Eine Pressemitteilung, die von den Ultras als Heraufbeschwören von Angriffen auf Polizisten, nur wegen eines Datums, interpretiert wird, führt innerhalb der Ultràszene zur reflexartigen Kritik an der Polizei und zu einer weiteren Verstärkung des Feindbilds Polizei, wie die Spruchbänder von Samstag zeigen.

Doch wie kann wieder ein Dialog zwischen Ultras und Polizei in Gang gesetzt werden? Die Antwort muss wohl in jeder Stadt und bei jedem Verein anders aussehen, jedoch würden eine Kennzeichnungspflicht bei der Polizei und eine höhere Kritikfähigkeit bei Ultras und Polizei dem Prozess wohl nirgends im Wege stehen. Eine fehlende Pressemitteilung der GdP am 13.12.2015 würde möglicherweise auch weniger Spruchbänder in den Stadien nach sich ziehen, im Vergleich zum vergangenen Samstag. Durch weniger beleidigende Spruchbänder der Ultras könnte die Ultràszene mehr Rückhalt innerhalb der eigenen Fanszene erhalten, falls es zu Fehlverhalten der Polizei kommt. Die ARD-Reportage eröffnet den Ultras die Perspektive, dass Kritik an Polizeieinsätzen gehört wird, wenn diese durch Videoaufnahmen belegt wird. (Faszination Fankurve, 16.12.2014)






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