29.10.2012 - DFL

Update: Weitere Vereine lehnen Sicherheitspapier ab


Mit dem Hamburger SV, Eintracht Braunschweig, dem SC Freiburg und Dynamo Dresden kritisieren weitere Vereine das DFL-Sicherheitspapier. Zuvor äußerten bereits St. Pauli, Union Berlin, Hertha BSC, Eintracht Frankfurt, Kaiserslautern, Aue, Mainz, 1. FC Köln, Düsseldorf, Augsburg, Wolfsburg und 1860 München Kritik an dem Papier.

Der Hamburger SV hat angekündigt das Papier in seiner bisherigen Form abzulehnen. Auf der Webseite des HSV veröffentlicht der Verein: „Sowohl hinsichtlich der vorgeschlagenen Maßnahmen als auch des weiteren Prozesses gebe es zum Teil noch erheblichen Diskussionsbedarf. Es werde vor allem eine ausreichende und zwingend notwendige Einbindung der Fans und Fanvertretungen vermisst, heißt es in dem Antwortschreiben. Zu einigen Punkten wie Kollektivstrafen oder zeitliche Verlängerung von Stadionverboten wurden kritische Anmerkungen gegeben, selbstverständlich aber auch positive Feststellungen wie beispielsweise bei den Mindeststandards für Ordnungsdienste oder den obligatorischen Anhörungen bei Stadionverboten.“

Hier geht es zu gesamten Stellungnahme vom Hamburger SV

Laut Supporters Crew lehnt auch der SC Freiburg das Papier in seiner aktuellen Form ab. Die Supporters Crew zitiert den SC Freiburg mit folgenden Worten: „als Diskussionsgrundlage, bei der wir unsere Erfahrungen aus der engen Zusammenarbeit mit den beteiligten Sicherheitsbehörden, Fangruppierungen, Fanbeauftragten und Sicherheits- sowie Ordnungsdiensten einbringen möchten.“

Hier geht es zu gesamten Stellungnahme der Supporters Crew SC Freiburg.

Auch Dynamo Dresden bemängelt die fehlende Beteiligung von Fanvertretern bei der Entwicklung des Papiers und führt weiter aus: „Die SG Dynamo Dresden lehnt aber pauschal angedrohte, beschlossene oder verhängte Strafmaßnahmen wie Nacktkörperkontrollen, Reduzierung oder Abschaffung von Stehplätzen in Stadien sowie das Verbot von Fanutensilien rundweg ab. Dies würde in unverhältnismäßig hohem Maß das Millionen Menschen verbindende Freizeiterlebnis "Stadionbesuch" im deutschen Fußball beeinträchtigen und die Clubs in ihrem Streben nach konstruktiver und auf Interessenausgleich angelegter Zusammenarbeit mit ihren Fans zurückwerfen.“

Hier gibt es die gesamte Stellungnahme von Dynamo Dresden.

Auch bei Eintracht Braunschweig und der dortigen Fanszene stößt das Papier auf Kritik: „Im Rahmen dieser Diskussion wurde festgestellt, dass die Tatsache, dass das vorliegende Konzept ohne Einbindung von Vertretern der Fanbetreuung oder Fanvertretern entstanden ist, einen der Hauptkritikpunkte darstellt. Auch eine mögliche Einführung eines inhaltlich vorgegebenen Fankodexes und die Anordnung pauschaler Sanktionen ohne die Möglichkeit der Berücksichtigung lokaler Besonderheiten wird von uns sehr kritisch gesehen.“

Hier geht es zur gesamten Mitteilung von Eintracht Braunschweig.

Eintracht Frankfurt hat somit noch fristgerecht Stellung bei der DFL zu dem Sicherheitspapier bezogen. In der Mitteilung der Frankfurter heißt es: "Gleichwohl bedarf es nach Auffassung des Vorstands an einigen wesentlichen Eckpunkten entscheidender Änderungen und Anpassungen, die ohne zeitlichen Druck im gemeinsamen Dialog mit den Fanvertretern in den jeweiligen Clubs und unter ausführlicher Einbeziehung auch der bundesweiten Fanorganisationen entwickelt werden sollten." Zu dieser Auffassung kam der Verein nach Gesprächen mit Sicherheitsbehörden, dem Fanbeirat, dem Fanprojekt Frankfurt, dem Fansprechergremium,dem Nordwestkurvenrat und den Ultras Frankfurt.

Hier geht es zu gesamten Mitteilung von Eintracht Frankfurt.

Der 1. FC Kaiserslautern betont die negativen Folgen des Papiers für friedliche Fans: "Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass nach Auffassung aller an der Diskussion Beteiligten, die vorgeschlagenen Maßnahmen zum größten Teil nicht dazu beitragen, aktuell bestehende Probleme an einzelnen Standorten zu lösen oder zu entschärfen. Im Gegenteil: Zahlreiche der vorgeschlagenen Maßnahmen hätten für die große Mehrheit der friedlichen Stadionbesucher negative Auswirkungen, wie auch für den Fußball an sich in seiner Außendarstellung."

Hier geht es zur gesamten Stellungnahme des 1. FC Kaiserslautern.

Auf der Webseite des FC Erzgebirge Aue wird der Geschäftsführer Michael Voigt wie folgt zitiert: "Die Meinungen und Sichtweisen der Fans müssen sich in solch einer Lösung zwingend wiederfinden. Nur so kann ein entsprechender Beschluss im Rahmen der nächsten Mitgliederversammlung eine breite Basis finden."

Hier geht es zu der gesamten Mitteilung von Erzgebirge Aue.

Christian Heidel vom FSV Mainz 05 spricht sich für einen Kompromiss aus: "Wir tragen dieses Konzeptpapier in dieser Form nicht mit. Wir besprechen die einzelnen Punkte mit unseren Fans und versuchen eine gemeinsame Position herauszuarbeiten. Das Leben ist ein Kompromiss, beide Seiten werden sich bewegen müssen. Klar ist aber auch, dass es bei der Positionierung beispielsweise zu Fragen der Gewalt oder der Pyrotechnik keine zwei Meinungen geben kann."

Hier geht es zur gesamten Mitteilung von Mainz 05.

Der 1. FC Köln baut auf das gegenseitige Verständnis zwischen allen Beteiligten und kritisiert Kollektivstrafen:

„Grundsätzlich begrüßen wir das DFL-Papier als nächsten Schritt in der Diskussion über die Sicherheit in Stadien. Bei allen positiven Ansätzen in dem Papier scheint uns der Fokus zu sehr auf Sanktionsmaßnahmen zu liegen und weniger auf den Dialogthemen. Hier sehen wir noch Anpassungsbedarf“, so Claus Horstmann, Vorsitzender der Geschäftsführung des 1. FC Köln.

Hier geht es zur Kölner Stellungnahme im Wortlaut.

Der FC Augsburg stellt zwar auch positive Aspekte des Papiers fest, lehnt das Papier in seiner Gesamtheit jedoch ab:

„Trotzdem betrachtet der FC Augsburg das Sicherheitspapier in seiner Gesamtheit als so nicht ausreichend und stimmt als Gesamtpaket nicht zu. Der FCA sieht hier vielmehr noch Gesprächsbedarf und betont, dass der Dialog mit Fans, Verbänden und Behörden der richtige Weg ist und dieser fortgesetzt werden muss. So sieht der FC Augsburg eine finale Entscheidung am 12. Dezember 2012 als nicht realistisch umsetzbar“, heißt es auf der Vereinshomepage des FCA.

Hier geht es zur Stellungnahme

Fortuna Düsseldorf schlägt vor die Arbeitsgruppe um weitere Vereinsvertreter, Fanbeauftragte und Vertretern von Faninstitutionen zu erweitern und lehnt den jetzigen Entwurf des DFL-Sicherheitspapiers ab:

„Konkret wird vorgeschlagen, in einem ersten Schritt den Personenkreis der Arbeitsgruppe zu erweitern und festzulegen. Wer als Teilnehmer dieses Arbeitskreises berufen werden sollte, ergibt sich möglicherweise aus den vorliegenden Stellungnahmen der Vereine. In diesen Teilnehmerkreis gehören neben dem DFB auch weitere Vereinsvertreter, Fanbeauftragte und Vertreter von Faninstitutionen, also praxisorientierte und bei den Fans akzeptierte Personen“, heißt es auf der Internetseite der Fortuna.

Stellungnahme des Vereins Fortuna Düsseldorf zum Konzeptpapier (PDF-Datei)

Der VfL Wolfsburg fordert den Einbezug der Fans und hält Teile des Papiers für rechtlich bedenklich:

„Beim vorliegenden Konzept halten wir neben der fragwürdigen Herangehensweise und schwer durchschaubaren Zuständigkeiten auch große inhaltliche Teile für rechtlich bedenklich, unverhältnismäßig, praxisfern und damit nicht zielführend. Wird das Konzept in dieser Form und ohne Dialog mit den Fangruppen beschlossen, befürchten wir einen unbedingt zu vermeidenden Anstieg von Gewalt sowie ein stark vermehrtes Abbrennen von Pyrotechnik in den Bundesliga-Stadien“, beziehen die Wölfe in einem umfassenden Schreiben kritisch Stellung.

Hier geht es zur vollständigen Stellungnahme (PDF-Datei).

Bei 1860 München diskutierten Verein uns Fans gemeinsam über das DFL-Papier. Über das Papier schreibt der Verein: „Wir sehen das Positionspapier als Diskussionsentwurf, das zum jetzigen Zeitpunkt weder Zustimmung noch Ablehnung verlangt. Ziel muss es sein, die Vorschläge aller Klubs zu hören, zu prüfen und in einer gemeinsamen Version des deutschen Profi-Fußballs zu verabschieden."

Hier geht es zur Stellungnahme von 1860 München.

(Faszination Fankurve, 29.10.2012)






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