01.07.2020 - Fans

Wie Fans in der Schweiz auf Öffnung der Stadien reagierten


Seit dem 23. Juni 2020 dürfen wieder maximal 1.000 Zuschauer zu den Spielen im Schweizer Profi-Fußball. In der ersten Liga wurde diese Kapazität bei allen Spielen am Wochenende komplett ausgenutzt. Aktive Fanszenen lehnten die vorherigen Geisterspiele weitestgehend ab und bleiben den Spielen teils weiterhin fern.

Alle fünf Stadien waren am 26. Spieltag der Super League ausverkauft – bei der Kapazitätsobergrenze von maximal 1.000 kein allzu großes Wunder. In der zweitklassigen Challenge League war mancherorts noch weniger Publikum, allerdings aus unterschiedlichen Gründen.

Beim FC Vaduz etwa waren nur 300 Personen im Rheinpark Stadion vor Ort, da die Liechtensteiner Regierung die Regelung erst ab dem 3. Juli übernimmt. Beim FC Wil gingen zwar 450 Tickets in den freien Verkauf, letztlich besuchten die Partie aber nur 300 Zuschauer. Auch bei den Heimspielen von Chiasso und Stade-Lausanne-Ouchy kamen nicht mehr als 300 Besucher.

Ausverkauft hingegen war das Spitzenspiel zwischen dem Grasshopper Club Zürich und dem FC Lausanne-Sport. 1.000 Zuschauer durften die Partie im Letzigrund live verfolgen, jedoch sorgte die Vergabe der 800 verfügbaren Tickets für Aufsehen. Die Hälfte wurde an Sponsoren, Gönner und Partner vergeben, lediglich 400 Dauerkartenbesitzer hatten die Chance, das Spiel im Stadion zu verfolgen. 200 Personen umfasst das Kontingent an Personen, die direkt mit dem Spiel und der Durchführung zu tun haben (Spieler, Trainer, Betreuer, Schiedsrichter, Ballkinder, Sanitäter, Stadionmitarbeiter, Helfer, Medienschaffende). Weil von den restlichen 800 Tickets 400 an Sponsoren und Gönner gingen, konnten sich die Dauerkarteninhaber nur noch auf 400 Tickets bewerben, die verlost wurden. Die aktive Fanszene vom Grasshopper Club verzichtete vor allem wegen der Personalisierung der Eintrittskarten auf den Stadionbesuch. Fußball müsse für alle zugänglich sein und lebe unter anderem von den Emotionen, wozu auch Gästefans gehören würden, die bisher im Konzept der Teilöffnung nicht vorgesehen sind. Deshalb wollen die GC-Fans die Spiele abseits des Stadions verfolgen und den Partien als Szene fernbleiben. Auch beim FC Zürich, dem Stadtrivalen von GC, blieb die Südkurve leer, das gleiche Bild auch in der Muttenzerkurve in Basel.


Beim Spieltag unter der Woche wurden einige Vereine von der kurzfristigen Kapazitätserhöhung überrumpelt. Einige Vereine konnten in der Kürze der Zeit das neue Hygienekonzept nicht adaptieren.

Als der Profifußball in der Schweiz mit Geisterspielen fortgesetzt wurde, meldeten sich zahlreiche Fanszenen zu Wort und drückten ihre Ablehnung gegenüber Geisterspielen aus, wie zum Beispiel die Südkurve vom FC Zürich, die Muttenzerkurve vom FC Basel, der Espenblock St. Gallen, die USL aus Luzern oder verschiedene Fanszenen aus der Westschweiz (Faszination Fankurve berichtete). Im Vergleich zu Deutschland war die Ablehnung gegen Geisterspielen von Fanszenen in der Schweiz nicht ganz so deutlich formuliert, was damit zusammenhängen dürfte, dass der Spielbetrieb in der Schweiz zu einem Zeitpunkt fortgesetzt wurde, als Öffnungen nach dem Corona-Shutdown auch in anderen Lebensbereichen zu spüren waren, während in Deutschland schon gespielt wurde, als sich das Land noch in einem stärkeren Ausnahmezustand befand. (Faszination Fankurve, 01.07.2020)






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