15.08.2012 - Polizei

"Sofortiges Stadionverbot für V-Leute"


Nach dem gestrigen Spiegel Bericht über V-Männer in der Fußballfanszene gibt die Rot-Schwarze Hilfe neue Infos bekannt. Demnach wurden bei der Suche nach einer entwendeten Bayern Zaunfahne Infos aus der 1860 Fanszene herangezogen. Auf Grund dieser Aussagen wurde eine Hausdurchsuchung eingeleitet. Auch ein Bundestagesabgeordneter der Linkspartei meldet sich zum Thema zu Wort.

Faszination Fankurve dokumentiert die Mitteilung der Rot-Schwarze Hilfe und von Jan Korte, Mitglied des Deutschen Bundestages:

Mitteilung der Rot-Schwarze Hilfe:

„SPIEGEL“ bestätigt RSH: Polizei steckt hinter Anwerbeversuch in Nürnberg

Nun hat sich bestätigt, was die Rot-Schwarze Hilfe bereits am 01. August 2012 berichtete. Das Nachrichtenmagazin „DER SPIEGEL“ schreibt in seiner heutigen Online-Ausgabe unter dem Titel „Schnüffler in der Fanszene“, dass die bayerische Polizei hinter dem Anwerbeversuch in der Nürnberger Fußballszene steckt. Mithilfe eines Informanten wollten die Ermittler aus München den angeblichen Fahnenklau des Banners „Südkurve - Herz und Seele des Vereins“ der Münchner Schickeria aufklären.

Ein junger Nürnberger Fußballfan war kürzlich in einem Imbiss seines Heimatortes von einem fremden Mann angesprochen worden. Der Mann hatte das RSH-Mitglied als V-Mann gewinnen wollen und unter Vorhalt eines „Ausweises“ behauptet, ein Mitarbeiter des Innenministeriums zu sein.

Damit steht fest, das mittlerweile gegen Fußballfans mit Beschattungen, Anwerbeversuchen unter Verwendung irreführender „Ausweise“ sowie Hausdurchsuchungen gearbeitet - so als ob es gelte, Schwerstkriminalität zu bekämpfen.

Hausdurchsuchung: Staatsanwalt nennt seinen „Informanten“ nicht

Die V-Mann-Aktion stellt eine Zuspitzung der Ereignisse im Zusammenhang mit der Suche nach dem Banner „Südkurve - Herz und Seele des Vereins“ dar. Zur Erinnerung: Im März 2012 rückte die Gruppe unterstützt mit USK-Beamten aus Nürnberg in einer Privatwohnung und Gruppenräumlichkeiten in Nürnberg an. Die RSH berichtete über das Fiasko dieser ergebnislosen Maßnahme.

Der bei der Staatsanwaltschaft München für Fußballsachen zuständige Staatsanwalt steht aufgrund der rechtlich fragwürdigen Durchsuchungsaktion selbst unter erheblichem Erfolgsdruck. Hat er die V-Mann-Aktion angeordnet?

Die Münchner Justiz hatte aufgrund von Internetberichten, wonach das Banner der Münchner Schickeria auf dem Heimtransport vom Stadion entwendet worden sei, ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und mehrere Mitglieder der Schickeria erheblich unter Druck gesetzt, um an Aussagen zu gelangen.

Nürnberger Polizei brüskiert

Es kam zu einem Kontakt des Staatsanwalts mit einem ihm angeblich als zuverlässig bekannten Informanten. Offenbar arbeitet man in München regelmäßig mit „Informanten“ zusammen. Dem wurde zugesichert, dass sein Name keinesfalls preis gegeben wird. Er behauptete, Verbindungen zu einer Fangruppierung des TSV 1860 München zu haben und wisse, dass sich das Banner bei der später durchsuchten Gruppe Nürnberger Fußballfans befunden habe.

Die Beamten der Polizeiinspektion Nürnberg-Süd erläuterten dagegen den Münchner Kollegen, sie wüssten nicht, ob das Banner sich in Nürnberg befände. Dass es sich in Gruppenräumlichkeiten oder bei „Führungspersönlichkeiten“ in der Wohnung befinde, hielten die Nürnberger „Szenekundigen Beamten“ für äußerst unwahrscheinlich.

Der Staatsanwalt aus München aber meinte, es besser zu wissen und beantragte Durchsuchungsbeschlüsse beim Amtsgericht München. Das Ergebnis ist hinlänglich bekannt. Gefunden wurde ein Transparent. „Freiheit für Ultras“ – stand darauf.

Nun sollte offenbar eine neue Quelle gefunden werden. Da den Ermittlungsbehörden mittlerweile alles zuzutrauen ist, besteht auch weiterhin die Gefahr, dass mit weiteren Anwerbeversuchen und Beschattungsmaßnahmen zu rechnen ist.

Mitteilung von Jan Korte, Mitglied des Deutschen Bundestages (Die Linke):

Rote Karte für Fanschnüffler

"Die staatliche Schnüffelei in den Fankurven deutscher Stadien hat mit dem Fair-Play-Gedanken des Fußballsports nichts zu tun und muss aufgeklärt werden. Ich fordere ein sofortiges Stadionverbot für V-Leute", erklärt Jan Korte, Mitglied im Vorstand der Fraktion DIE LINKE. Korte weiter:

"Dass V-Leute jetzt auch in Fußballstadien eingesetzt werden, ist völlig unverhältnismäßig. Die zuständigen Behörden und allen voran Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich müssen erklären, was sie damit eigentlich bezwecken. Nicht nur für Fußballfans ist es interessant zu erfahren, welche Rolle V-Leute bei Konflikten zwischen Fans und Polizeikräften gespielt haben. Mit dem V-Leute-Einsatz rückt der vom Bundesinnenministerium und dem Deutschen Fußballbund (DFB) einseitig abgebrochene Dialog mit den Fangruppierungen zur Lösung der Gewaltproblematik in noch weitere Ferne. Offenkundig setzen die Innenminister von Bund und Ländern auf Repression statt auf Prävention und Kommunikation. Dies aber führt nur zu weiterer Eskalation."






Weitere News:
18.05.2021: Dachverband der Fanhilfen fordert Kennzeichnungspflicht
26.11.2020: DFL muss Polizeieinsatz in Bremen bezahlen
21.05.2020: „Polizeigewalt vs Vielfalt im Stadion?“-Vortrag
06.03.2020: Polizei will polizeikritische Aussagen im Stadion verbieten
17.09.2019: Zwischenbericht zur Studie über Polizeigewalt

Alle 49 News anzeigen